Matthew McConaughey als großer Weltumarmer.

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Der amerikanische Bundesstaat Florida trägt auch den Namen "Sunshine State" – ein Staat im Zeichen des Sonnenscheins. Die vielen Schattierungen des Lichteinfalls hat man wohl selten besser und bedeutsamer gesehen als in Beach Bum, dem neuen Film von Harmony Korine. Der Mann, der sich wie ein Kind der Sonne durch die Geschichte bewegt, heißt Moondog, von Beruf ist er Dichter, in erster Linie aber ist er Inkarnation einer romantischen Lebensform: Auf seinem Boot mit dem Namen "Well Hung" tuckert er die Florida Keys entlang, zwischen den zumeist hochgelagerten Beinen eine alte Schreibmaschine, in der Hand immer ein Bier und meist auch einen Joint.

Beach Bum ist tatsächlich das, was der Titel verspricht: das Porträt eines höheren Penners, eine Feier von Gegenkultur, die über alle Widerstände so locker hinweggleitet wie eine schnittige Yacht über das Gekräusel der Wellen vor Florida. Die Yacht gehört natürlich nicht Moondog, er ist eher jemand, der als Gast die Reichen beehrt, als schillernde Figur, als Faktotum.

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Das klingt zwar nun alles ziemlich deutlich nach einer Komödie oder gar einer grellen Satire. Aber Harmony Korine meint es offensichtlich ernst mit seinem Protagonisten. Beach Bum trägt zwar die eine oder andere Herausforderung an Moondog heran, aber das führt erst so richtig zu der relevanten Frage des Films: ob man auch dann "dichterisch leben" kann, wenn der Genius Loci eigentlich auf konsequentes Garnichtstun hindeutet, und der Bewusstseinszustand es ratsam erscheinen ließe, auf Artikulation so weit wie möglich zu verzichten. Korine hält dagegen, dass auch dieser Zustand nach einem Idiom verlangt. Er findet es in einem Filmgedicht, zu dem eine ganze Reihe von Faktoren wesentlich beitragen.

Der prominenteste ist der Hauptdarsteller. Matthew McConaughey hat sich im Lauf seiner Karriere den Ruf eines Hangs zum Unorthodoxen erworben. Die Bierdosen, die er in der Serie True Detective zerknüllte, waren Requisiten einer dunklen Imagination, die er nun in der Rolle des Moondog auf den Weg der Erleuchtung bringt. McConaughey spielt einen Hippie, wie es seit Easy Rider keinen mehr gab, er ist die späte Antwort auf die Paranoia von Dennis Hopper, und er ist in Beach Bum zugleich großer Solist wie Weltumarmer.

Die Suggestion der Bilder in Beach Bum ist eindeutig: Neben all den Drogen ist Florida selbst der eigentliche Trip. Das Rentnerparadies ist das bessere Kalifornien, die Sonnenuntergänge sind so mächtig, dass man sie für ein Hintergrundstrahlen der Ewigkeit halten könnte. Jener Ewigkeit, nach der Moondog sucht. (Bert Rebhandl, 31.3.2019)