Jair Bolsonaro (re.) besucht am Sonntag Israels Premier Netanjahu – hier bei einem früheren Besuch gemeinsam zu sehen.

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Wenn am Sonntag, nur wenige Tage vor den Parlamentswahlen in Israel, Jair Bolsonaro in Jerusalem eintrifft, dann begrüßt der israelische Premier Benjamin Netanjahu nicht nur einen proisraelisch eingestellten brasilianischen Präsidenten, sondern auch einen politischen Verbündeten. Ein erneutes Wahlkampfgeschenk wird sich Netanjahu aber nicht erwarten dürfen – obwohl es ihm gerade sicher recht käme, wenn nach der Anerkennung von Israels Souveränität über die Golanhöhen durch die USA nun auch Brasilien seine Botschaft nach Jerusalem verlegen würde.

Das wäre ein Schritt, den der Brasilianer ja eigentlich versprochen hatte. Ein Mitarbeiter der Bolsonaro-Regierung verriet allerdings, dass in Brasília über einen Botschaftsumzug noch nicht final entschieden worden sei. Man werde aber während der Visite darüber sprechen, Konkretes wird eher nicht erwartet.

Brasilien wäre mit der Anerkennung Jerusalems der dritte Staat nach den USA und Guatemala. Bolsonaro hatte im November auf Facebook angekündigt, die Botschaft nach Jerusalem verlegen zu wollen. "Israel ist ein souveräner Staat, und wir sollten das tadellos respektieren", schrieb er.

Völkerrechtlich ist das umstritten, weil Israel den Ostteil 1967 erobert hat. Die Palästinenser beanspruchen diesen als Hauptstadt ihres zukünftigen Staates.

Kritik auch zu Hause

Und auch in Brasilien waren nicht alle über Bolsonaros Ankündigung erfreut. Neben ranghohen Militärs ist es vor allem die Fleischindustrie, die Bedenken hat: Schließlich gilt Brasilien als der größte Exporteur von Fleisch, welches nach den Regeln des Islam produziert wurde, also halal ist. Die Abnehmer – muslimische Staaten in Nahost und die Türkei – könnten den Import aus Protest einschränken oder stoppen.

Die Palästinenser sprechen von einem "Angriff" auf das palästinensische Volk und von einem Bruch internationalen Rechts, so Ibrahim Alzeben, der palästinensische Gesandte in Brasilien. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 30.3.2019)