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Noch wächst der Markt für Büromöbel – wie lange noch, ist ungewiss.

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Es ist ein Jahr her, und der Knalleffekt hallt mancherorts noch nach. Am 23. März 2018 verkündeten die Wettbewerbshüter, dass die Eigentümer des Büromöbelherstellers Bene die Konkurrenten Hali und Svoboda kaufen dürfen. Zuvor hatte sich die BGO Holding von Sanierer Erhard Grossnig und Ex-Wirtschaftsminister Martin Bartenstein schon Neudörfler gesichert.

Auflagen für das Zusammenlegen der vier größten Unternehmen am Markt gab es auch: keine Standortschließungen im Inland bis 2021 sowie eine dreijährige Preisbindung für Kunden, die Artikel nachkaufen wollten.

Aus der Übernahme des in die Insolvenz geschlitterten Büromöbelherstellers Svoboda wurde dann doch nichts – wegen "zu großer Altlasten", wie es hieß. Damit war zwar das Aus für die Fertigung in St. Pölten besiegelt, nicht aber für die Marke Svoboda. Das Sortiment wird seit Mai von Hali in Eferding (OÖ) mitproduziert, teilweise von Mitarbeitern, die zuvor im Werk St. Pölten beschäftigt waren.

"Regulatives Korsett"

Mit der befristeten Preisbindung wollte die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) verhindern, dass die BGO Holding aufgrund gewonnener Marktmacht die Preise zulasten der Kunden erhöht. "Die BWB hat ein regulatives Korsett gemacht, das durch den Markt ohnehin vorgegeben ist", sagte Jörg Schuschnig, Geschäftsführer für Produktion und Finanzen bei Bene, dem STANDARD. "Wir haben ein höchst kompetitives Marktumfeld. Das lässt Preisanpassungen so und so nur in einem sehr engen Korridor zu."

Dass die Hersteller seither keine gröberen Schrammen davongetragen haben, dürfte auch am Umstand liegen, dass der Büromöbelmarkt zuletzt weiter zugelegt hat. Andreas Kreutzer vom Beratungsunternehmen Kreutzer, Fischer & Partner geht davon aus, dass der Markt für klassische Büromöbel von 230,4 Millionen Euro 2017 auf plus/minus 260 Millionen Euro im Vorjahr gewachsen ist. Exakte Zahlen sollen Mitte April vorliegen.

Nicht berücksichtigt sind Umsätze, die mit Zusatzartikeln gemacht werden. Auch Schreibtische und Stühle, die von Ikea, Lutz und Co verkauft werden, fehlten, da es sich hierbei "überwiegend um Schulmöbel oder um Möbel für den Heimarbeitsplatz handelt und nicht für den typischen Büroarbeitsplatz", so Kreutzer.

Einer, der von den Verwerfungen am österreichischen Büromöbelmarkt nach eigenem Dafürhalten "eher profitiert" hat, ist der Chef von Wiesner-Hager im Innviertel, Markus Wiesner.

"Wir arbeiten, was geht, limitierende Faktoren sind Produktionsflächen und Mitarbeiter. Der Arbeitsmarkt in unserer Gegend ist ausgetrocknet", sagte Wiesner. In dem am 28. Februar beendeten Geschäftsjahr 2018/19 sei der Umsatz um zwölf Prozent auf 46,5 Millionen Euro gestiegen. Unterm Strich sei auch mehr Geld geblieben – wie viel genau, das werde derzeit im Zuge der Bilanzerstellung ermittelt. Für heuer sei man "vorsichtig optimistisch". An Aufträge zu kommen könnte angesichts der Konjunkturabkühlung schwieriger werden.

Bene macht Boden gut

Bene, nach Hali die Nummer zwei in Österreich, aber mit mehr Auslandsumsatz, hat im Vorjahr seine Finanzkraft weiter gestärkt. Bei einem um zwölf Prozent auf 151,4 Millionen Euro gestiegenen Umsatz wurde der operative Gewinn (Ebit) um 27 Prozent auf 9,3 Millionen Euro ausgeweitet; die Eigenkapitalquote verbesserte sich von 42,7 auf 46,0 Prozent.

Das Unternehmen ist kaum wiederzuerkennen, so massiv wurde umstrukturiert. Waren bei Bene kurz vor Ausbruch der Finanzkrise 2008/09 noch 1500 Mitarbeiter beschäftigt, sind es aktuell 750, 520 davon am Produktionsstandort in Waidhofen/Ybbs (NÖ). Im Vorjahr wurden 60 neu eingestellt.

Eine Vielzahl an Vertriebsniederlassungen mit eigenen Mitarbeitern und Schauräumen sind zugesperrt, Kosten gespart worden. Dafür wurde die Zusammenarbeit mit Fachhändlern forciert. Insbesondere in Osteuropa sei dies ein durchschlagender Erfolg, da ehemals angestellte Mitarbeiter nun als selbstständige Unternehmer "für Bene brennen", wie es Michael Fried, Geschäftsführer Sales, Marketing und Innovation bei Bene, formulierte.

Besonders Stolz ist Fried, dass es gelungen ist, die Innovationszyklen zu verkürzen. "Wenn man zwei Jahre braucht, eine Idee umzusetzen, kann die Idee schon wieder obsolet sein", sagte Fried. Jetzt liege man bei rund neun Monaten. Fried: "Die Schnellen fressen die Langsamen." (Günther Strobl, 30.3.2019)