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Dostum überlebte bereits zum zweiten Mal einen Anschlag unverletzt.

Foto: REUTERS/Caren Firouz

Kabul – Taliban-Kämpfer haben im Norden von Afghanistan einen Konvoi von Vizepräsident Abdul Rashid Dostum angegriffen und dabei mehrere Leibwächter des Politikers getötet. Dostum selbst habe den Angriff unversehrt überlebt, sagte sein früherer Stabschef Enayatullah Babur der Nachrichtenagentur AFP.

Bei der rund einstündigen Attacke in der Provinz Balkh seien am Samstag zwei Leibwächter getötet und außerdem mehrere weitere Menschen in dem Konvoi verletzt worden, sagte Babur. Die radikalislamischen Taliban bekannten sich im Kurzmitteilungsdienst Twitter zu der Tat. Ein Taliban-Sprecher erklärte, dabei seien vier Leibwächter von Dostum getötet worden.

Umstrittener Politiker

Dostum, ein mächtiger ethnischer Usbeke, ist in Afghanistan dafür berüchtigt, dass er in den jahrzehntelangen Konflikten im Land extreme Gewalt ausübte und oft die Seiten gewechselt hat. Dennoch wurde er 2014 Vizepräsident. Dostum werden zahlreiche Verbrechen vorgeworfen. So soll er 2016 seinen Leibwächtern befohlen haben, einen seiner Rivalen mehrere Tage lang zu verschleppen, zu foltern und gemeinschaftlich zu vergewaltigen.

Dostum überlebte schon mehrere Mordanschläge, darunter eine Attacke im Juli, die der Jihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) zugeschrieben wurde und bei der 23 Menschen in Kabul starben. Vor dem Anschlag auf seinen Konvoi hatte er in Balkh in einer Rede versichert, dass er den Norden Afghanistans binnen sechs Monaten von den Taliban befreien könne, wenn die Regierung ihn nur lasse.

Nach mehrmaliger Verschiebung sollen im September Präsidentschaftswahlen in Afghanistan stattfinden. Staatschef Ashraf Ghani hat entschieden, dabei mit Amrullah Saleh, einem ethnischen Tadschiken, statt mit Dostum als seinem Vize-Kandidaten anzutreten.

Anhaltender Konflikt

Die Politik in Afghanistan wird weiterhin von dem Konflikt mit den Taliban bestimmt, die immer wieder Angriffe verüben. Am Freitag töteten sie in der ostafghanischen Stadt Ghazni neun Polizisten, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Die Taliban sprachen auf Twitter von zwölf Todesopfern. Allerdings sind sie dafür bekannt, überhöhte Opferzahlen zu veröffentlichen.

Nach zweitägigen Kämpfen eroberten die Taliban einen weiteren Bezirk der ostafghanischen Provinz Badahshan. Die Islamisten seien nun in der Lage, die Provinzhauptstadt Faizabad anzugreifen, erklärten zwei Provinzräte am Samstag. Bei den Kämpfen wurden den Angaben zufolge mindestens zwölf Mitglieder der Sicherheitskräfte getötet. Fünf weitere seien verwundet worden und fünf würden vermisst. Das Gebiet liegt östlich von Kabul nahe der pakistanischen Grenze. Bei einem Taliban-Angriff in der Südostprovinz Zabul wurden nach offiziellen Angaben vom Samstag acht Polizisten getötet.

Die afghanische Regierung beherrscht nur noch gut die Hälfte aller Bezirke im Land. Die USA, von deren militärischem Engagement das Überleben der Regierung abhängt, verhandelt derzeit über den Kopf Kabuls hinweg mit den Taliban über eine Beendigung des Konfliktes. Dessen ungeachtet gehen die Gefechte und Anschläge weiter.

Der afghanische Verteidigungsminister Azadullah Khalid sagt massive Angriffe der Taliban im Frühjahr und ein "schwieriges" Jahr voraus. Militärs sehen mindestens sechs Provinzhauptstädte als akut bedroht an. Sollten die Taliban eine Provinzhauptstadt erobern, würde ihre Position in den Verhandlungen gestärkt. Die nächste Runde der Gespräche der USA mit den Taliban soll Ende April in Katar stattfinden. (APA, 30.3.2019)