Witzel bestätigte den Einsatz von Scharfschützen gegen Kriminelle.

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Rio de Janeiro – Die brasilianischen Behörden haben den Einsatz von Scharfschützen gegen mutmaßliche Kriminelle bestätigt. "Sie sind bereits im Einsatz, es wird aber nicht darüber gesprochen", sagte der Gouverneur des Bundesstaats Rio de Janeiro, Wilson Witzel, am Sonntag der Zeitung "O Globo". Witzel, ein Anhänger des rechtsradikalen Staatschefs Jair Bolsonaro, ist seit Jänner im Amt.

Laut der offiziellen Polizeistatistik wurden im Jänner und Februar 305 Menschen von Polizisten getötet. Dies ist ein Anstieg von 17,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. "Die Zahlen bereiten mir keine Sorgen. Ich habe Vertrauen in die Polizei", sagte der 51-jährige ehemalige Richter Witzel, der aus seinen eigenen Ambitionen auf das Präsidentenamt keinen Hehl macht.

Legalität fragwürdig

Der 64-jährige Bolsonaro ist ebenfalls erst seit Jänner im Amt. Sein Minister für Staatssicherheit, Ex-General Augusto Heleno, hatte schon vor seinem Amtsantritt den Einsatz von Scharfschützen gegen bewaffnete Kriminelle angekündigt.

Rio de Janeiros verarmte "Favela"-Nachbarschaften sind regelmäßig Schauplätze kriegsgefechtsähnlicher Auseinandersetzungen zwischen schwer bewaffneten Drogenhändlern und Sicherheitskräften. In ganz Brasilien wurden im vergangenen Jahr 63.880 Morde registriert.

Menschenrechtsaktivisten stellen die Legalität der Maßnahmen infrage. Die Erlaubnis, jeden möglicherweise Bewaffneten ohne unmittelbare Lebensgefahr zu erschießen, sei ein "Angriff auf brasilianisches und internationales Recht", erklärte Amnesty International im November. Das Ergebnis werde lediglich eine Eskalation der Gewalt sein.