Am Dienstag live im Fluc: Material Girls aus Atlanta, Georgia.

MGHP

Der Bandname verweist bereits auf die Ära. Die Material Girls aus Atlanta im US-Bundesstaat Georgia beziehen einen Gutteil ihrer Inspiration aus den 1980ern, vornehmlich aus der Zeit, in der Namenspatronin Madonna selbst noch um Aufmerksamkeit gerungen hat. Die fünf Frauen und Männer der Girls destillieren für ihre Musik Charakteristika aus dem Postpunk zu einem zeitgenössischen Gebräu hoch.

Angetan in so etwas wie verwahrlost-punkige Vaudeville-Gala, singen sie ruppige Lieder über das Geschlechtliche. Korrekt verrucht, wie es heutzutage Mode und Gebot ist. Wie will man den auf Youtube reüssieren, wenn der Algorithmus bei einem Nippel rot anläuft? Also bleibt zumindest der Netzauftritt im kuscheligen Safe Space des "wir haben uns alle so divers lieb, mir zerrinnt gleich das Make-up". Wie das live abläuft, zeigt der morgen im Wiener Fluc stattfindende Auftritt der Combo.

Material Girls gastieren am Dienstag im Fluc.
Material Girls

Die Musik kommt aus der Volksschule des James Chance, erinnert wegen dann doch fehlender Wildheit eher an den Gebläseeinsatz bei den Psychedelic Furs, was aber gar nichts macht, weil es zur angepeilten Epoche passt. Damit hat die Band es immerhin schon ins Vorprogramm einer Tour der B52’s geschafft. Im Vorjahr ist das Debütalbum erschienen, es heißt Leather. Auch so ein Verweis auf die Orientierung, die live in Richtig Blümchensex-Happening ausarten kann.

"Nitsch für Kinder" hat der große Zeremonienmeister Fritz Ostermayer derlei einmal genannt. Die Materials Girls setzten da auf Verkleidung und Perücken und knuddeln am Bühnenboden zu in korrekter Handarbeit hergestellten Konfetti. Kann ganz lustig werden, muss aber nicht. (Karl Fluch, 1.4.2019)