Die Möglichkeiten, Energiekosten zu sparen, gehen zurück.

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Wien – Wer aus Preisgründen seinen Energielieferanten wechseln möchte, kann dies problemlos tun – die Zeit mit den größten Einsparmöglichkeiten scheint aber fürs Erste vorbei. Konnte ein Durchschnittshaushalt in Österreich mit 3500 Kilowattstunden (kWh) Strom- und 15.000 kWh Gasverbrauch pro Jahr beim Wechsel zum billigsten Anbieter 2017 fast einen Tausender einsparen, sind es jetzt nur noch knapp 500 Euro.

Den Grund ortet die E-Control in einer Gegenbewegung, die vor Monaten eingesetzt hat . Die Preise im Großhandel sind auf breiter Front gestiegen, nachdem sich Strom und Gas zuvor über einen längeren Zeitraum hinweg fast durchwegs verbilligt haben. Haushalte in Österreich müssten heuer zwischen 7,0 und 47 Prozent mehr zahlen als im Vorjahr – abhängig vom Bundesland und vom Lieferanten.

Lockangebote verlieren Spielraum

"Bei steigenden Preisen wird es zunehmend schwerer, gute Angebote zu bekommen", sagte Wolfgang Urbantschitsch, der mit Andreas Eigenbauer die Doppelspitze der E-Control bildet, bei der Präsentation des Jahresberichts. Anbieter, die über keine Produktionskapazitäten verfügten, müssten sich anders als bei fallenden Preisen vorab mit den Mengen eindecken, die sie später absetzen wollen. Das reduziere den Spielraum für Lockangebote.

Mit den Preissteigerungen reagierten viele Anbieter auf die 2018 deutlich erhöhten Beschaffungskosten für Gas. Eine erhöhte Nachfrage im vorigen Sommer hatte die Preise nach oben getrieben. In Asien wurde wegen großer Hitze mehr Gas zur Klimatisierung verbraucht, Europa fragte mehr Gas zur Stromerzeugung nach. In Österreich kam bei Strom hinzu, dass mit 1. Oktober die gemeinsame Preiszone mit Deutschland getrennt wurde. Seither kann Strom nicht mehr unbeschränkt von West nach Ost und in der Gegenrichtung gehandelt werden. Weniger Liquidität heißt höhere Preise. Die E-Control schätzt die Mehrkosten für Österreichs Konsumenten im heurigen Jahr auf 3,3 bis 3,6 Euro pro Megawattstunde.

Die Wechselraten lagen 2018 bei Stromkunden niedriger als bei Gaskunden.

Mehr Gaswechsler

Obwohl das Einsparpotenzial beim Lieferantenwechsel etwas kleiner geworden ist, rechnen Urbantschitsch und Eigenbauer nicht damit, dass dies die Wechselfreude maßgeblich reduziert. Im Vorjahr haben sich insgesamt 331.500 Strom- und Gaskunden, Haushalte und Unternehmen, einen neuen Lieferanten gesucht. Das ist der zweithöchste Wert seit der Liberalisierung der Energiemärkte vor knapp 20 Jahren. Lediglich 2017 gab es ein paar Tausend Wechsler mehr.

Die Wechselraten lagen 2018 bei Gas (6,1 Prozent) höher als bei Strom (4,1 Prozent). Laut einer von Peter Hajek Public Opinion abgehaltenen Umfrage haben 21 Prozent der Befragten mindestens einmal ihren Strom-, zwei Prozent ihren Gaslieferanten und 7,0 Prozent beides gewechselt. Die Zahl jener, die ihrem angestammten Versorger treu geblieben sind, schrumpft weiter. 2017 gaben 77 Prozent der Befragten an, noch nie den Lieferanten gewechselt zu haben, bei der Umfrage im März 2019 waren es noch 60 Prozent.

Ausnahmen von Ökoumlage

Trotz steigender Energiepreise könnten insbesondere auch einkommensschwache Haushalte profitieren – etwa durch Ansuchen um Befreiung von den Ökostromkosten. Von 300.000 Haushalten, die von den Rundfunkgebühren (GIS) befreit sind, haben sich laut Eigenbauer bis Ende 2018 nur 131.000 auch von der Ökoumlage befreien lassen. Die bisher mit 20 Euro gedeckelte Umlage wird gemäß Regierungsbeschluss von voriger Woche für einkommensschwache Haushalte, darunter auch für Studenten und Studentinnen, zur Gänze gestrichen. (Günther Strobl, 1.4.2019)