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Die liberalen Denkfabrik Agenda Austria befürchtet finanzielle Engpässe im Pensionssystem.

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Wien – Von den öffentlichen Stellen kamen zuletzt beruhigende Worte. Das Pensionsantrittsalter ist im Vorjahr laut Pensionsversicherungsanstalt neuerlich gestiegen, und das Finanzministerium meldete einen rückläufigen Budgetzuschuss an das Umlagesystem Doch aus Sicht der liberalen Denkfabrik Agenda Austria können diese Entwicklungen die Problematik im System keineswegs entschärfen. Vielmehr werden in einer neuen Untersuchung Betrachtungen angestellt, die auf finanzielle Engpässe hinweisen.

Konkret verweist Studienautor Wolfgang Nagl auf die Folgen der demografischen Entwicklung hin. Die Generation Babyboomer (Jahrgänge 1956 bis 1969) dränge bald in den Ruhestand. Derzeit kommen 3,3 Personen im erwerbsfähigen Alter auf einen über 65-Jährigen. Dieses Verhältnis sinke bis 2030 auf 2,5 und bis 2050 auf zwei.

Doch diese Berechnung findet Nagl noch zu optimistisch, weil erwerbsfähig nicht gleichbedeutend mit erwerbstätig sei. Zieht man letzteres Kriterium heran, zahlen derzeit 1,7 Personen pro Pensionist ein. Hier werde der Altersabhängigkeitsquotient bis 2050 einen Wert von lediglich 1,15 erreichen, heißt es in der Untersuchung.

"Defizit im System"

Dazu kommt die bekanntermaßen steigende Lebenserwartung. Während Männer im Jahr 1970 den Ruhestand 13,6 Jahre und Frauen 18,5 Jahre genießen konnten, sind es derzeit 21,4 bzw. 26,5 Jahre. Agenda Austria spricht sich wegen dieser Entwicklung für eine Anhebung des gesetzlichen Pensionsalters aus. Denn wenn nur das tatsächliche Pensionsantrittsalter steige, komme es auch zur Erhöhung der Ansprüche.

Dadurch werde das "Defizit im System nicht nachhaltig reduziert", heißt es in der Studie. Ein höheres gesetzliches Antrittsalter bedeute hingegen, "dass die Menschen zukünftig länger im Erwerbsleben bleiben müssen, um die gleiche monatliche Pension zu erhalten". Dabei würde Nagl das Antrittsalter um zwei Monate anheben, wenn die Lebenserwartung um drei Monate steigt. Die geringere Anpassung ergibt sich dadurch, dass die Zeit der Erwerbstätigkeit ungefähr doppelt so lange dauert wie die Pension.

Generationengerechtigkeit

Nagl sieht in der vorgeschlagenen Maßnahme nicht nur einen Schritt zu Beseitigung einer "grundlegenden Schieflage im Pensionssystem", sondern auch zur Erhöhung der Generationengerechtigkeit. Denn wegen der steigenden Lebenserwartung müssten die Kinder der Babyboomer relativ viel einzahlen und würden im Vergleich zu ihren Eltern geringere Pensionen erhalten. (as, 2.4.2019)