Weil die Oberhofkochstochter Maria Magdalena van Beethoven, geb. Keverich, verw. Leym, im Dezember 1770 in Bonn mit einem Sohn niederkam, müssen die Wiener Philharmoniker aktuell einmal wieder Akkordarbeit leisten. Gilt es doch, zur Feier von Ludwigs 250. Geburtstag dessen neun Symphonien der Welt in einem neuen Deutungskleid feilzubieten. Man hat schon etliche Symphonien abgearbeitet, letztes Wochenende folgten im Musikverein die Nummern vier und fünf.

Die Philharmoniker wurden angeführt von Volkhard Steude, der in seiner fast bissigen Art Erinnerungen an den legendären Primgeiger Rainer Küchl weckte. Und die Streicher, sie agierten am Samstag auch deutlich engagierter als vor kurzem an selbiger Stelle unter der Leitung Daniel Barenboims. Wundervoll die lyrische Finesse im langsamen Satz der Vierten. Im Finalsatz wechselten die Streicher in der Wahl ihrer Interpretationswaffen blitzschnell vom Florett zum Boxhandschuh und wieder zurück. Dirigent Andris Nelsons vertraute meist den hurtigen Metronomangaben des Komponisten von 1817; seine frische Interpretation war nah dran an jener von John Eliot Gardiner und seinem Orchestre Révolutionnaire et Romantique aus den frühen 1990ern.

Nach der Vierten nahm das Schicksal seinen Lauf, und auch die kraftvoll gezeichnete Fünfte wurde heftig beklatscht. Seit zwei Jahrhunderten kann sich die Welt an Beethovens Meisterwerken ganz offensichtlich nicht satthören. (Stefan Ender, 1. 4. 2019)