DFB-Präsident Reinhard Grindel hört auf.

Foto: imago / Jan Huebner

Frankfurt am Main – DFB-Präsident Reinhard Grindel ist nach einer Fehltrittserie zurückgetreten. Der Chef des Deutschen Fußballbundes bestätigte am Dienstag seinen sofortigen Rückzug, nachdem er zuletzt durch Enthüllungen über fragwürdige Zusatzeinkünfte und die Annahme einer teuren Uhr unter Druck geraten war. Bis zum DFB-Bundestag im September übernehmen Ligapräsident Reinhard Rauball und DFB-Vize Rainer Koch die Führung.

So war es schon über den Jahreswechsel 2015/16 gewesen, als Wolfgang Niersbach im Zuge des Sommermärchen-Skandals gehen musste. Im April 2016 hatte dann Grindel den Posten übernommen. Seit 114 Jahren hat kein DFB-Boss kürzer amtiert als Grindel. Bis September soll nun ein Kandidat für die Nachfolge gefunden werden, auf den sich Profiklubs und Amateurlager einigen können.

Vergütungen in Höhe von 78.000 Euro

Der frühere ZDF-Journalist und CDU-Bundestagsabgeordnete Grindel war in den vergangenen Monaten zunehmend in die Kritik geraten. Zunächst hatte der "Spiegel" Anschuldigungen veröffentlicht, Grindel habe Vergütungen in Höhe von 78.000 Euro als Aufsichtsratschef der DFB-Medien-Verwaltungsgesellschaft in den Jahren 2016 und 2017 nicht publikgemacht. Der DFB hatte den Vorwurf der Verschleierung zurückgewiesen. Grindel habe bei seinem Amtsantritt korrekte Auskünfte über seine Einkünfte gemacht und den gutdotierten Aufsichtsratsposten erst drei Monate später angetreten.

Es folgte zu Wochenbeginn ein "Bild"-Bericht, dass Grindel eine Luxusuhr vom früheren ukrainischen Verbandsboss Grigori Surkis angenommen habe. Grindel bestätigte dies am Dienstag in seiner Rücktrittserklärung und bezifferte den Wert der Uhr auf 6.000 Euro. "Für mich war das ein reines Privatgeschenk. Es war ein Gebot der Höflichkeit, dieses Geschenk anzunehmen", sagte Grindel. Es habe aus seiner Sicht kein Interessenkonflikt bestanden.

Rückhalt in der Verbandsspitze verloren

Wegen der neuerlichen Negativschlagzeilen hatte Grindel in den vergangenen Tagen offenkundig den Rückhalt in der Verbandsspitze endgültig verloren. Seine Missgeschicke hatten sich zuletzt gehäuft. In der heiklen Causa um die Fotos von Mesut Özil und Ilkay Gündogan mit dem umstrittenen türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan ließ er es an klarer Linie vermissen.

Zuvor hatte es bereits Kritik wegen einer übereilten Vertragsverlängerung mit Bundestrainer Joachim Löw gegeben. Unglücklich wirkte Grindel auch, als er den Umgang von Löw mit der abrupten Ausmusterung der Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng monierte – und dann schnell zurückrudern musste. Jetzt ist Grindel selbst beim DFB Geschichte. (APA, 2.4.2019)

Die Präsidenten des Deutschen Fußballbundes (DFB) seit der Gründung im Jahr 1900:

1900 bis 1904: Ferdinand Hueppe
1904 bis 1905: Friedrich Wilhelm Nohe
1905 bis 1925: Gottfried Hinze
1925 bis 1945: Felix Linnemann
1950 bis 1962: Peco Bauwens
1962 bis 1975: Hermann Gösmann
1975 bis 1992: Hermann Neuberger
1992 bis 2001: Egidius Braun
2001 bis 2004: Gerhard Mayer-Vorfelder
2004 bis 2006: Gerhard Mayer-Vorfelder/Theo Zwanziger
2006 bis 2012: Theo Zwanziger
2012 bis 2015: Wolfgang Niersbach
2015 bis 2016: Rainer Koch/Reinhard Rauball (interimsweise)
2016 bis 2019: Reinhard Grindel
seit 02.04.2019: Reinhard Rauball/Rainer Koch (interimsweise bis 27. September 2019)