Vor 15 Jahren startete Google seinen Webmail-Dienst Gmail.

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Langsame Clients, fummelige Weboberflächen, Spam und ständig knapper Speicher. Anfang der 2000er war die Nutzung des Kommunikationsmediums E-Mail oft ein wenig komfortables Erlebnis. Dann startete Google sein erstes großes Projekt abseits seines Geschäfts als Suchmaschine: Gmail.

Der grundsätzlich kostenlose Dienst ist nun 15 Jahre alt und ist zum populärsten seiner Art geworden. Schon 2016 meldete man mehr als eine Milliarde aktive Nutzer pro Monat, mittlerweile sollen es schon 1,5 Milliarden sein. Doch woher kommt der Erfolg?

Großer Speicher, viele Features

Das wortwörtlich größte Argument, das Gmail von Anfang an für sich verbuchte, war sein Speicherplatz. Wo andere Anbieter oft nur ein paar Dutzen MB zur Archivierung der Mailkommunikation bereit stellten, bot man hier gleich einen ganzen GB. Schnell zog die Konkurrenz nach, als Reaktion verdoppelte man das Kontingent bereits nach einem Jahr und versprach, den Speicherplatz laufend aufzurüsten. Mittlerweile haben Nutzer 15 GB Gratisspeicher zur Verfügung, der für E-Mails und Fotos verwendet werden kann. Gegen Entgelt lässt sich der Speicher auch weit darüber aufstocken.

Aber auch mit technischer Offenheit und zahlreichen Features lockte man Nutzer von damals populären Konkurrenten wie GMX, Hotmail oder Yahoo Mail weg. So pflegte man einen recht zuverlässigen und mittlerweile um KI ergänzten Spamfilter, ermöglicht auch den Abruf über normale E-Mail-Clients und bot automatisierte und individualisierte Filterfunktionen.

Aus für Spielwiese "Inbox"

2014 führte man ein neues Experimentierfeld ein. Eine alternative, smarte Oberfläche namens Inbox sollte dabei helfen, Mails vorzusortieren und unwichtige Nachrichten massenhaft als erledigt zu markieren und nur noch wichtiges dauerhaft direkt im Posteingang anzuzeigen. Eigene Stapel sortierten Nachrichten in verschiedene Kategorien vor, Mails zu bestimmten Reisen – etwa Tickets und Hotelbuchungs-Bestätigungen – wurden automatisch zusammengefasst.

Die gewählte Vergangenheitsform hat einen triftigen Grund: Denn per 2. April wird Inbox wieder eingestellt. Gründe dafür hat Google nicht genannt. Bei einigen Nutzern kam die Ankündigung allerdings nicht gut an. Sie müssen künftig wieder auf die klassische Gmail-Oberfläche umsteigen, die bislang aber nur einen Teil der Inbox-Features "geerbt" hat.

Abschied für Google+

Nicht nur Inbox fällt Googles "Frühjahrsputz" zum Opfer. Auch Google+ wird verabschiedet, jedenfalls für Privatnutzer. Einst als Alternative zu Facebook gestartet konnte die Plattform nach anfänglichem Hype nie auch nur ansatzweise zum "blauen F" aufschließen. Nach dem Bekanntwerden von Sicherheitslücken wollte Google das Netzwerk zuerst im kommenden Sommer zusperren, verlegte das Ende dann aber nach einem zweiten Vorfall vor.

Die Anmeldung beim Netzwerk und das Erstellen von Seiten und Events ist schon länger nicht mehr möglich. Mit 2. April beginnt nun die Entfernung von Profilen, Nutzerdaten und Inhalten. Ausgenommen sind Businesskunden, denn weiterleben soll Google+ als Portal für Geschäftskommunikation. (red, 02.04.2019)