Essen – Im Ringen um ihre Stahlfusion haben Thyssenkrupp und der indische Tata-Konzern der EU-Wettbewerbsbehörde Zugeständnisse angeboten. Die beiden Stahlriesen hätten ein umfassendes Paket an Lösungsvorschlägen bei der Wettbewerbskommission eingereicht, teilte Thyssenkrupp am Dienstag mit. "Unsere Vorschläge decken aus unserer Sicht alle von der Kommission vorgetragenen Bedenken ab", sagte Thyssenkrupp-Vorstandschef Guido Kerkhoff. Das Angebot sei "weitreichend und ein substanzielles Entgegenkommen".

Bei feuerverzinktem Bandstahl für die Automobilindustrie haben Thyssenkrupp und Tata Steel nach Angaben aus informierten Kreisen zwei Anlagen in Spanien und Belgien zur Veräußerung angeboten. Darüber hinaus seien die zwei bei Verpackungsstahl bereit, zwei Standorte von Tata in Belgien und Großbritannien zu verkaufen. Bei den abzugebenden Geschäften soll es sich um einen Umsatzanteil im niedrigen einstelligen Prozentbereich des zukünftigen deutsch-britischen Gemeinschaftsunternehmens handeln.

Die Anlagen sollen nur an Käufer gehen, die bereits in der Stahlproduktion tätig sind und einen erfolgreichen Betrieb langfristig sicherstellen können. Zudem sind Thyssenkrupp und Tata den Kreisen zufolge bereit, mit den Käufern langfristige Lieferverträge über Vormaterial abzuschließen.

Das Angebot an die EU-Kommission sei für Thyssenkrupp und Tata "akzeptabel und kein Risiko für die industrielle Logik des Gemeinschaftsunternehmens", betonte Thyssenkrupp-Chef Kerkhoff.

Frist verlängert

Die EU-Kommission bestätigte Zusagen von Thyssenkrupp und Tata und verlängerte die Frist, bis zu der sie sich zu den neuen Unternehmensplänen äußern will, bis 5. Juni.

Brüssel befürchtet vor allem bei Stahlzulieferungen an die Automobilindustrie Beeinträchtigungen des Wettbewerbs. Auch bei metallbeschichtetem Verpackungsstahl, der etwa bei Konservendosen genutzt werde, gebe es Bedenken, hatte die Kommission im Oktober mitgeteilt.

Zuvor hatte das Handelsblatt berichtet, die beiden Konzerne böten im Bereich Autoblech den Verkauf der spanischen Thyssenkrupp-Tochter Galmed an. Außerdem seien die Partner bereit, Verpackungsstahlaktivitäten abzugeben, etwa in Belgien und Großbritannien. Darüber hinaus biete man den Zugang zu ihrer Rohstahlproduktion an.

Durch die Fusion entsteht Europas zweitgrößter Stahlkonzern mit rund 48.000 Mitarbeitern und Werken in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden entstehen. Thyssenkrupp und Tata wollen je 50 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen mit Sitz in den Niederlanden halten.

Die Stahlfusion gilt als ein Kernstück des geplanten Konzernumbaus von Thyssenkrupp. Der Gesamtkonzern soll in zwei selbstständige Gesellschaften aufgespalten werden. Dabei wird das traditionelle Werkstoffgeschäft vom Industriegeschäft getrennt. Das Joint Venture soll jährlich wiederkehrende Synergien in Höhe von 400 bis 500 Millionen Euro bringen. Für weitere Zugeständnisse gebe es wenig Spielraum. (AFP; Reuters, 2.4.2019)