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Die 56-jährige Anwältin ist auch die erste offen homosexuelle Politikerin an die Spitze der drittgrößten Stadt der USA.

Foto: AP/Ashlee Rezin

Chicago/Washington – Chicago bekommt erstmals eine schwarze Bürgermeisterin: Die afroamerikanische Demokratin Lori Lightfoot setzte sich am Dienstag in einer Stichwahl klar gegen ihre ebenfalls schwarze Parteifreundin Toni Preckwinkle durch. Lightfoot erhielt nach Auszählung von 97 Prozent der Stimmen rund 74 Prozent.

Die 56-jährige Anwältin ist auch die erste offen homosexuelle Politikerin, die an die Spitze der drittgrößten Stadt der USA gewählt wurde.

Lightfoot und Preckwinkle gehören beiden dem linken Flügel ihrer Partei an. Sie hatten sich im Februar in der ersten Wahlrunde überraschend gegen zwölf Konkurrenten durchgesetzt, von denen die meisten gemäßigt und Vertreter des politischen Establishments waren. Amtsinhaber Rahm Emanuel, der erste Stabschef von Ex-Präsident Barack Obama, hatte auf eine dritte Kandidatur verzichtet.

Erfolg als Außenseiterin

Seit 1837 gab es in Chicago erst eine Frau als Bürgermeisterin sowie einen schwarzen Mann. Während Preckwinkle schon eine Reihe von politischen Ämtern innehatte, hatte Lightfood ihren Wahlkampf bewusst als Außenseiterin bestritten.

"Die Menschen hoffen, dass etwas anderes kommt", sagte die langjährige Bundesstaatsanwältin am Dienstag. "Es ist überwältigend, dafür eine Hoffnungsträgerin zu sein."

Lightfood will die Waffengewalt und die grassierende Korruption in der 2,7-Millionen-Einwohner-Stadt eindämmen. Gleichzeitig setzt sie sich für bessere Lebensbedingungen in den mehrheitlich von Schwarzen bewohnten, heruntergekommen Vierteln im Süden und Westen der Stadt ein. Die sozialen Ungleichheiten sind in der Metropole im Norden der USA ein riesiges Problem.

Reformen bei der Polizei

Lightfood dürfte sich auch für Reformen bei der Polizei einsetzen. Die Neo-Bürgermeisterin hatte in der Vergangenheit unter anderem ein Gremium zur Reform der Polizei geleitet, nachdem ein schwarzer Jugendlicher von einem weißen Polizisten erschossen worden war.

Die Botschaft der Wahl sei deutlich, sagte der Politikwissenschaftler Evan McKenzie: Die Wähler wollten "neue Ideen und eine sauberere Regierung". In keiner anderen Großstadt der USA fallen so viele Menschen der Waffengewalt zum Opfer wie in Chicago. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als 550 Menschen in der Stadt ermordet – mehr als in New York und Los Angeles zusammen. (APA, AFP, 3.4.2019)