Eine stattliche Geigenfeige ragt aus dem Pflanzentrog, daneben wachsen üppige Fensterblätter. Die Szene spielt nicht etwa in einem Urwald, sondern im neuen Büro des Softwareherstellers SAP an der Wiener Lassallestraße im zweiten Bezirk.

Das kürzlich neu eröffnete Büro wurde vom Grazer Architekturbüro Innocad gemeinsam mit Franz Kühmayer vom Zukunftsinstitut in Frankfurt am Main umgestaltet.

Foto: Paul Ott

Im Mittelpunkt – örtlich und im übertragenen Sinn – steht der in Anlehnung an den Park in Manhattan so genannte Central Park. Eine Kommunikationszone, die sich wie ein Grünstreifen durch das nur 15 Meter breite, aber 120 Meter lange Bürogebäude zieht. Dort gibt es gemütliche Sofas, Schaukeln, Tische, Rückzugsnischen, Besprechungsräume, Kaffee- und Snackangebote, Tischfußball- und Billardtische, allerhand Pflanzen, Ausstattung aus Holz und kleine Becken, in denen Wasser plätschert.

Die Arbeitsplätze sind entlang der Außenwände des Gebäudes angeordnet und grenzen in der Mitte an die offene, parkähnliche Erholungszone. "Geschwungene grüne Gehwege zu lichtdurchfluteten Plätzen und strategisch platzierte Parkbänke und Wasserbecken verstärken den Eindruck, 'outdoor' zu sein. Wer den ganzen Tag im Büro ist, hat wenig Gelegenheit, Zeit in der Natur zu verbringen", sagt Oliver Kupfner, Partner bei Innocad und Leiter des Projekts. Sein Team war für Raumplanung, Innenarchitektur und Lichtdesign verantwortlich. Hängende Raumteiler aus farbigem Glas spiegeln die Umgebung und werfen tagsüber bunte Schatten. Variierende Höhen des grünen Teppichbodens sorgen für ein unregelmäßiges Gehgefühl, wie man es in der Natur vorfindet.

Foto: Paul Ott

Die Eckdaten zum Umbau: An 168 Arbeitstagen wurden im SAP-Büro 8.247 Quadratmeter auf sechs Stockwerken umgebaut. Es gibt 415 Arbeitsplätze, elf Schulungsräume und zwei virtuelle Trainingsräume, zehn Telefonkabinen und 29 Meetingräume – im alten Büro waren es zwölf. "Den Großteil ihrer Zeit verbringen unsere Mitarbeiter in Besprechungen", sagt Christoph Kränkl, Geschäftsführer von SAP Österreich. Und: Insgesamt wachsen im neuen Büro 3.080 Pflanzen.

"Wer seine grauen Zellen anstrengen möchte, sollte nicht in einer grauen Zelle sitzen", sagt Kühmayer. Er hat SAP von der Vision und Bedarfsermittlung über das Change Management bis hin zur Erfolgsmessung durchgehend beim Umbau begleitet. "Der Erfolg der Digitalisierung liegt nicht in kühl-technoiden Welten." Deshalb habe man im neuen Büro versucht, die technologische Arbeitswelt mit natürlichen organischen Elementen wie Grünpflanzen, Holz und Wasser zu verbinden.

Foto: Paul Ott

Für längere Pausen und größeren Hunger gibt es eine Cafeteria im Erdgeschoß mit 196 Sitzplätzen. Sie steht auch Mitarbeitern umliegender Unternehmen offen.

Im Erdgeschoß wurde zudem ein neues Customer Experience Center eingerichtet, in dem auf großen Bildschirmen gezeigt wird, wie Anwendungen von SAP funktionieren.

Foto: Paul Ott

Wer für eine noch längere Pause Zeit hat, für den gibt es eine Well-Being-Area mit 230 Quadratmetern. Sie bietet Cardio- und Kraftgeräte, Duschen, Umkleiden, eine Kletterwand und einen Masseur, der alle zwei Wochen vor Ort ist.

Foto: Florian Schulte

Auch die Arbeitsplätze selbst sollen die Gesundheit fördern. Die Bürosessel sind ergonomisch, an den Schreibtischen kann sowohl im Sitzen als auch im Stehen gearbeitet werden.

Zudem wird im Alltag versucht, so papierlos wie möglich auszukommen. Anders als in vielen anderen Büros der neuen Arbeitswelt hat jeder seinen eigenen Schreibtisch behalten – ein Anliegen, das den Mitarbeitern, die in den Planungsprozess einbezogen wurden, sehr wichtig war, wie Kränkl erklärt.

Abgeschafft wurden hingegen die früheren Zellenbüros mit Dreier- oder Viererbelegung. Auch das Management sitzt nun im Großraumbüro. "Für die Führungskräfte ist das keine Umstellung, eher für die Mitarbeiter. Auf einmal ist der Zugang zur Führung niederschwellig", sagt Kühmayer und hält diese Maßnahme für einen Schritt, der eine Unternehmenskultur sehr stark formt. (Bernadette Redl, 5.4.2019)

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Foto: Paul Ott