Glorreiches britisches Unterhaus! Du findest immer Mehrheiten, vor allem für ein Nein gegen alles. Die Welt staunt, die EU-Nerven liegen erschöpft blank, doch: Die heimische TV-Innenpolitik ist auch nicht unlustig. Da sind die Identitären, denen unter anderen ein mutmaßlicher Massenmörder Geld gespendet hat. Sie beschäftigen sogar den Kanzler. Auch Sebastian Kurz interessiert die Beziehung zwischen der FPÖ und den Identitären. Er würde das Verhältnis "schwammig" nennen, zitiert Tarek Leitner in der ZiB 1. In die aktuelle Debatte involvierte Personen kommen ja nicht live zu Wort.

In der "ZiB 2" rückt statt des eingeladenen Vizekanzlers Heinz-Christian Strache der versierte Brandlöscher Walter Rosenkranz aus, um aufzuklären. Ein schöner, ehrlicher Auftritt. So viele perplexe kleine Momente sind eine TV-Premiere für den FPÖ-Klubobmann. Bisweilen wirkte er, als hätte er lieber Theresa Mays Brexit-Sorgen als Armin Wolfs Fragen.

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Wortreich bestritt er zwar ein Naheverhältnis. Erinnernd kam er fast ins Schwärmen: Einst habe er in den Identitären eine Art Greenpeace der Rechten gesehen, als "charmant" habe er sie empfunden. Längst gebe es da aber einen Parteibeschluss, der Distanz fordert, so Rosenkranz ausführlich. Hin und wieder aber gab es diese seltsamen Schweigesekunden, als sei Rosenkranz zu einer Skulptur der Ratlosigkeit mutiert. Rätselhaft. Jedenfalls wurde das Interview so zu einem schönen Dokument, wegen dem der Vizekanzler jene ORF-Gebühren, die er zahlt, wohl gerne zurückhätte. (Ljubiša Tošić, 3.4.2019)