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Nachdem am Wochenende das Electronic Sports Festival 2019 im Wiener Donau-Zentrum stattgefunden hat, brodelt es in der heimischen E-Sports-Community. Vom vergangenen Donnerstag bis Samstag konnten sich heimische E-Sportler bei der "größten LAN-Party" des Landes messen und mehrere tausend Euro Preisgeld sammeln. Laut der eSports Holding, dem Veranstalter, soll der Event 100.000 Besucher und tausende Zuseher auf Twitch angezogen haben.

Foto: Leisure Communications

Mangelhafte Zustände

In der österreichischen E-Sports-Szene ärgern sich etliche Teilnehmer über die Rahmenbedingungen des Events, der von T-Mobile gesponsert wurde. So schreibt GGWP.at etwa, dass der Veranstaltungsort einer Baustelle glich. Die Rede ist von "sehr viel Staub, löchrigen Wänden, feuchtem Estrich, herabhängenden sowie provisorisch isolierten Kabeln und tropfenden Decken". Zudem soll während der LAN-Party ein Graffiti gesprüht worden sein, während die Teilnehmer in unmittelbarer Nähe schliefen.

Gespielt wurde auf Biertischen

Auf GGWP.at und Noxsports.net finden sich weitere Widersprüche zu den Angaben der Veranstalter. So musste für die Benutzung der Toilette etwa ins Donau-Zentrum ausgewichen werden. Zudem soll es Probleme mit der Technik gegeben haben. Gespielt wurde übrigens auf Biertischen. Lob gibt es zuletzt für die Turnierleitung. Diese soll die Matches gut organisiert haben. Sämtliche Schilderungen wurden gegenüber dem STANDARD von einer Besucherin und einem Besucher bestätigt.

Offener Brief von E-Sports-Gemeinde

Heimische E-Sports-Teams und Organisationen haben sich mittlerweile organisiert und machen mit einem offenen Brief ihren Unmut kund. Darunter Mannschaften wie Austrian Force E-Sports, Tickling Tentacles, NOXsports, AEon-eSports und TKA E-Sports. "Das ESF war aus unserer Sicht nicht wie dargestellt erfolgreich, und wir hoffen, dass die enttäuschten Partner nicht von diesem Event auf den Rest der Szene schließen. Das negative Feedback der Community richtet sich ausschließlich an den Veranstalter, nicht jedoch an die bemühten Mitarbeiter vor Ort sowie die Sponsoren", urteilen sie.

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Was Sponsor und Veranstalter sagen

Hauptsponsor T-Mobile sagte dem STANDARD, dass man mit der Veranstaltung den heimischen E-Sport professionalisieren wolle. Die eSports Holding betont ferner, dass man eine "außergewöhnliche Location" im "Urban Style" bieten wollte. Wasser soll außerdem nicht von der Decke getropft sein, vielmehr wurden die Räumlichkeiten während des Festivals trocken und nass gereinigt. Auch während der Anfertigung des Graffitis sollen sich keinerlei Personen in der Nähe befunden haben. Um die Veranstaltung gemeinsam mit der Community zu verbessern, findet kommende Woche außerdem ein "Sounding Board" statt, bei dem Feedback eingeholt wird.

Eintritt zur LAN-Party kostete 39 Euro

Der Eintritt zur Expo im Donau-Zentrum war kostenlos. Eine Teilnahme an der LAN-Party im ehemaligen Bollwerk kostete mindestens 39 Euro. Es gab aber auch ein Pro-Ticket für 89 Euro pro Person, das weitere Angebote wie einen "Am-Platz-Service" durch einen Butler sowie bessere Sesseln und Freigetränke und Snacks mit sich brachte. Auch hier soll es zu Widersprüchen gekommen sein – etwa war der Service laut Besuchern kaum verfügbar.

Stark wachsender Trendsport

E-Sports ist ein stark wachsender Markt, der immer mehr Sponsoren anzieht. Milliardenkonzerne wie Red Bull, Coca-Cola, Intel und Mercedes investieren viel Geld in den Trendsport. Auch traditionelle Sportvereine wie Schalke 04 setzen auf kompetitives Gaming. Mit der E-Bundesliga gibt es in Österreich außerdem bereits einen digitalen Ableger der heimischen Fußballbundesliga. Mit der A1 E-Sports League gibt es zuletzt auch eine professionelle österreichische Liga mit Sponsor im Hintergrund. (Daniel Koller, 4.4.2019)