Kann denn so viel zauberische Fantasie Sünde sein? Der Stein des katholischen Anstoßes, der Verbrennung zugeführt im nördlichen Polen.

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Hand aufs katholische Herz: Irgendwann einmal hat jeder Vater die Brillenschlange Harry Potter zum Teufel gewünscht! Wie viele Stunden lang musste man sich das Maul fusselig lesen, bis der Nachwuchs endlich dem letzten Band der Hokuspokus-Saga gelauscht hatte.

Doch es scheint, als ob der Ort von Harrys Ausbildung, die Hogwarts-Schule für Zauberei, sich ohnedies schon fest in Satans Hand befunden hätte. Zu dieser theologisch strittigen Auffassung gelangte jetzt ein Aktivistenzirkel in Danzig, gebildet aus katholischen Priestern. Die Geistlichen der Stiftung "SMS vom Himmel" glaubten bemerkt zu haben, dass der Simsalabim-Knülch des Teufels sei.

Brennen soll der Kinderschirm

Ein ganzer Stapel Potter-Bände wurde von den Gottesdienern den Flammen übergeben. Und weil Satan nicht schläft und sich manchmal offenbar als Kätzchen mit Blümchen im Fell verkleidet, packten die Geweihten auf die Schmöker einen Hello-Kitty-Schirm noch obendrauf.

Es war bekanntlich Heinrich Heine, den die Musen einst unbarmherzig mit Hellsicht schlugen: "Dort wo man Bücher verbrennt, verbrennt man auch am Ende Menschen." Die Vertreter der Diözese zeigten sich gegenüber Kritik eher uneinsichtig. Sie müssten "Bedrohungen des Geistes" abwehren, das sei schließlich ihr Job. Und so behalten die Lehrer von Hogwarts womöglich doch Recht. Ein Hexenbesen unterm Gesäß spendet mehr Segen als ein Schürhaken in der Hand des Fanatikers. (Ronald Pohl, 4.4.2019)