Alles deutet darauf hin, dass Theresa May die EU-Partner erneut um Frist- und Ablaufveränderung für den britischen Austritt aus der Union bitten muss. Die Premierministerin hat es wieder nicht geschafft, im Unterhaus eine Mehrheit für den Austrittsvertrag mit den EU-27 zu bekommen. Der sollte allen Beteiligten einen geordneten Brexit ermöglichen. Es ist das – nach allem, was war – die weitaus vernünftigste Variante, den Schaden gering zu halten.

Das war der Grund, warum die Staats- und Regierungschefs beim EU-Gipfel vor zehn Tagen den ultimativen Austrittstermin im Fall eines "No Deal" vom 29. März auf den 12. April verschoben. Die Briten sollten mehr Zeit haben, um mit sich und der EU-Welt klarzukommen.

Das Kalkül ist gescheitert, vorerst. Bei einem Brexit-Sondergipfel nächsten Mittwoch werden die EU-Partner daher wieder vor der Gretchenfrage stehen: Bruch und Crash-Brexit sofort – oder nochmals verlängern? Ein Dilemma.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron scheint die Geduld verloren zu haben. Der Brexit droht reguläre EU-Wahlen zu gefährden. Anders als beim drohenden Grexit 2015 hat auch Kommissionschef Jean-Claude Juncker resigniert. Bliebe als entscheidendes Gewicht in letzter Minute die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, wieder einmal. Es wäre gut, wenn sie den Briten mehr Zeit und Luft verschaffte – so wie 2015 den Griechen. Es könnte sich auszahlen und Schaden in zigfacher Milliardenhöhe abwenden. (Thomas Mayer, 3.4.2019)