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Als Kind musste sie beitreten, als Erwachsene schaffte sie den Ausstieg: Ex-Scientologin Leah Remini rechnet mit der Sekte ab. Der Sender A&E zeigt ab Donnerstag die dritte Staffel von "Leah Remini: Ein Leben nach Scientology".

Foto: AP/Jordan Strauss

"It's so PIEP sick." Wenn Leah Remini im Fernsehen über die Machenschaften von Scientology spricht, braucht es viele Pieps, um die Schimpfwörter zu eliminieren, die ihre Sätze pflastern. Denn die 48-jährige Schauspielerin hat allen Grund, emotional zu werden, war sie doch 35 Jahre lang Teil jener Organisation, die sich so gern als Kirche verkauft – The Church of Scientology –, laut Experten aber zu den gefährlichsten Sekten der Welt gehört.

In ihrer Dokureihe "Leah Remini: Ein Leben nach Scientology" rechnet sie gemeinsam mit Mike Rinder, einem früheren ranghohen Scientology-Mitglied, mit der Organisation ab. Der Bezahlsender A&E zeigt ab Donnerstag, 4. April, um 20.15 Uhr die 13 Episoden der bereits dritten Staffel.

Aussteiger und Insider

Remini und Rinder begeben sich wieder an die Schaltstellen der finanziell so potenten Sekte, die sich mit prominenten Mitgliedern wie Tom Cruise oder John Travolta schmückt und ihre Kritiker gern diskreditieren und observieren lässt. Sie sprechen mit Aussteigern wie beispielsweise Valerie Haney, die von ihrer Zeit als persönliche Assistentin von Shelly Miscavige erzählt, der Frau des Scientology-Führers David Miscavige.

Shelly Miscavige wurde jahrelang nicht in der Öffentlichkeit gesehen, was zu zahlreichen Spekulationen und dazu führte, dass Remini bereits im Jahr 2006 eine Vermisstenmeldung bei der Polizei machte. Die Folge heißt: "Die verschwundene First Lady" oder "Where is Shelly?" in der englischsprachigen Originalfassung. Das Aussteiger-Duo widmet sich noch der sogenannten "Gold Base", dem internationalen Hauptsitz von Scientology in Kalifornien, und "Flag Mecca", dem spirituellen Headquarter der Organisation in Clearwater, Florida.

Scientology basiert auf den Schriften des US-Schriftstellers L. Ron Hubbard. Im abstrusen Weltbild der Organisation läuft das Leben entlang einer Zeitachse. Ziel ist, die Seele jedes Menschen, den Thetan, zu optimieren. Mithilfe von sehr teuren Kursen sollen Mitglieder in neue Bewusstseinssphären geführt werden, um die traumatischen Ereignisse abzuschütteln – eine Voraussetzung, um die höchste Ebene, Clear, zu erreichen.

Aussteigern Mut machen

"Mit der Dokureihe wollen wir nicht denen das Feld überlassen, die andere unterdrücken. Ich finde es wichtig, den Menschen zu zeigen, dass es jederzeit möglich ist, ihr Leben zu ändern", wird Remini in einer Aussendung des Senders A&E zitiert. Das sei auch ihr Antrieb, die Dokureihe fortzusetzen. Vielleicht spielt auch das Geld eine Rolle. Das könnte man ihr nicht verübeln. Remini fütterte Scientology jahrelang mit Millionen Dollar, die sie als grandiose Carrie Heffernan in der erfolgreichen US-Sitcom "King of Queens" verdiente.

Remini musste Scientology bereits als Kind beitreten, nachdem sie ihr Stiefvater gemeinsam mit ihrer Mutter in die Fänge der Sekte getrieben hatte. Sie wurde jahrzehntelang indoktriniert, im Jahr 1999 bezeichnete sie Scientologen noch als die "moralischsten Menschen auf der Welt". Viele Jahre später ist vom Enthusiasmus von damals nichts mehr übriggeblieben – oder, wie es Remini wohl heute formulieren würde: PIEP. (omark, 4.4.2019)