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Algeriens Armeechef Ahmed Salah erzwang den Rücktritt des Präsidenten.

Foto: REUTERS/Ramzi Boudina

Bis vor wenigen Wochen war sie sprichwörtlich, die "relation ombilicale", die "Nabelschnurverbindung" zwischen dem algerischen Armeechef Ahmed Gaïd Salah und seinem Präsidenten: "Ich werde dem Mujahid Bouteflika dienen bis in den Tod", pflegte der General zu sagen, wobei "Mujahid" hier den Kämpfer im algerischen Unabhängigkeitskrieg bezeichnet. Am Dienstag führte Salahs Drohung, Abdelaziz Bouteflika für amtsunfähig erklären zu lassen, zu dessen Rücktritt.

Mit Salah hatte sich der "Treueste der Treuen" – und damit die algerische Armee – vom 82-jährigen Bouteflika abgewandt. Manchmal ist nun die Rede vom "algerischen Sisi" – aber stimmiger als der Vergleich mit dem jetzigen ägyptischen Präsidenten wäre wohl jener mit Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, der 2011 für den Rücktritt Hosni Mubaraks sorgte.

Militärkarriere

Salah, 1940 im Berberstädtchen Ain Yagout in der Provinz Batna geboren, ist nur drei Jahre jünger als Bouteflika. Wie dieser schloss er sich als junger Mann dem Kampf des FLN (Front de Libération Nationale) gegen die Franzosen an. Ein Kriegsheld wurde zwar nicht aus ihm. Aber nach seiner Ausbildung in der sowjetischen Kaderschmiede Wystrel bei Moskau nach dem Kriegsende 1962 arbeitete er sich in den militärischen Rängen hoch. Während des Bürgerkriegs wurde Salah 1994 Chef der Landstreitkräfte, 2004 folgte er als Armeechef auf Mohamed Lamari, der zuvor noch versucht hatte, ihn zu feuern. Seit 2013 ist er Vizeverteidigungsminister – Ressortchef war bis zuletzt der Präsident selbst.

2014 war Salah aktiv daran beteiligt, dem bereits kranken Bouteflika eine vierte Amtszeit zu sichern. Und als Wahlkampfleiter der Kampagne für die später abgesagten Wahlen am 18. April war eigentlich Salahs Schwiegersohn Abdelghani Zaalane, zuvor Verkehrsminister, vorgesehen. Dessen Frau ist eines von Salahs sieben Kindern.

Der starke Raucher und Liebhaber guten Essens wird zwar verniedlichend "Tonton Salah" (Onkel Salah) genannt, ist aber für seine Wutausbrüche bekannt. Mit fast allen führenden Militärs geriet Salahirgendwann übers Kreuz: mit seinem Vorgänger Lamari, mit dem Verteidigungsminister während des Bürgerkriegs, Khaled Nezzar, und mit dem legendären Ex-Geheimdienstchef Mohamed "Tewfik" Mediène, der auch jetzt noch mitmischt. Und seine Freundschaft mit Bouteflika war eben doch auch nicht fürs Leben. (Gudrun Harrer, 3.4.2019)