Die GIS sorgt immer wieder für rege Diskussionen.

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Immer mehr Nutzer versuchen, die GIS zu umgehen. 2015 entschied der Verwaltungsgerichtshof, dass der ORF keine GIS-Gebühr verlangen darf, wenn ein Gerät keine "Rundfunktechnologien" nutzt. Seitdem boomt der Verkauf von Fernsehern ohne Empfangsmodul. Im Grunde genommen handelt es sich dabei eigentlich um keine Fernseher, sondern um Monitore. Im Vergleich zu regulären Computerbildschirmen verfügen sie aber nicht über so niedrige Reaktionszeiten, weswegen die Preise der Geräte vergleichsweise niedrig sind.

DER STANDARD

Erfolg von Streamingdiensten

Der große Erfolg geht vor allem mit dem Erfolg von Streamingdiensten Hand in Hand, die Nutzer mit gefühlt endlosen Mengen an Inhalten versorgen. Mittlerweile bieten Elektronikhändler wie Saturn und Mediamarkt in ihren Onlineshops sogar eine eigene Unterkategorie für GIS-befreite Fernseher an. Bekannte Anbieter sind etwa NoGis, Swedx, Iiyama und Kagis. Andere Nutzer verlassen sich auf Laptop, Smartphone und Computermonitor als Abspielgeräte. DER STANDARD hat einige User gefragt, warum sie auf die GIS verzichten. Sie wollten anonym bleiben. Es folgen ausgewählte Erfahrungsberichte.

Christian: "Kommerzielle Angebote meiner Unterstützung nicht würdig"

"Mir ist die Notwendigkeit der GIS durchaus bewusst. Mithilfe dieser Gebühr müssten allerdings Inhalte finanziert werden, die dem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag gerecht werden. Kommerzielle Unterhaltungsangebote, die mit Werbeunterbrechungen querfinanziert werden, sind meiner Unterstützung nicht würdig. Deshalb zahle ich die GIS nur für das Radio, weil Ö1 diesem Auftrag zu hundert Prozent gerecht wird.

Nach jeder Autofahrt mit Ö1 fühle ich mich ein Stück weit gebildeter. Die Redakteure leisten hervorragende Arbeit und sollen auch anständig bezahlt werden. Dafür zahle ich gerne – und nur dafür! Ö3 und die Regionalradios könnten mir gestohlen bleiben, wenngleich die Oldies auf Radio Wien durchaus kultig sind.

Unterhaltung und Sport können mir jedenfalls auch andere TV- und Radiosender bieten. Klar, die Information auf ORF 2 ist qualitativ hochwertig, aber den Großteil beziehe ich ohnehin aus Zeitungen und Ö1. Meine einzigen Fixtermine im ORF-TV-Programm sind 'Willkommen Österreich' und das 'Weltjournal'. Ist mir das monatlich 20 Euro wert? Nein, danke! Sorry."

Rene: "Inhalte gehen an der Zielgruppe 'Student' vorbei"

"Ich nutze das Angebot des ORF nicht und zahle daher auch keine GIS. Ich lebe in einer WG, und wir besitzen zwar einen Fernseher, er wird bei uns jedoch ausschließlich zum Streamen von Netflix und Co verwendet. Ich denke, dass es speziell unter uns Studenten sehr verbreitet ist, keine GIS-Gebühr zu zahlen, da diese verhältnismäßig sehr hoch angesetzt ist.

Meiner Meinung nach gehen die Inhalte, die der ORF ausstrahlt, zudem sowieso an der Zielgruppe Student eher vorbei. Das Angebot ist daher auch dementsprechend uninteressant. Statt die Gebühr zu zahlen, kann man sich bei mehreren Streamingdiensten anmelden und dort sein Wunschprogramm konsumieren. Unterm Strich ist man so dann vermutlich sogar auch noch günstiger unterwegs."

Theresa: "Diese Logik ist mir fremd"

"Sieben Jahre lang habe ich gemeinsam mit meinen Mitbewohnerinnen den GIS-Beitrag gezahlt. Anders als Studienkollegen, die trotz Nutzung des TV- und/oder Radioangebots aus unterschiedlichen Gründen kein Geld ausgeben wollten, haben wir uns dafür entschieden, für die Dienste zu zahlen, die wir – wenn auch nicht täglich – in Anspruch nahmen. Als sich die WG schließlich auflöste, beschloss ich, meinen Vertrag beim TV-Anbieter zu kündigen. Somit konnte ich auf das TV-Angebot des ORF in dieser Form schlicht und einfach nicht mehr zugreifen. Was blieb, ist das Fernsehgerät – das logischerweise empfangsbereit ist.

Ohne TV-Geräte wird der ORF genutzt.

Der ORF unterscheidet hier aber nicht. Denn wer ein empfangsbereites Gerät zu Hause hat, soll auch zahlen. Warum sollte ich aber für etwas zahlen, was ich nicht nutzen kann? Das Gerät allein bringt mir nämlich nicht viel. Mittlerweile zahle ich für einen Streamingdienst, auf dessen Inhalte ich zu jeder Tages- und Nachtzeit zugreifen kann und den ich, wenn ich keine Lust mehr habe, kündigen kann und selbstverständlich nicht mehr dafür zahlen muss. Dafür nutze ich tatsächlich ab und an das Fernsehgerät. Sonst gerne und hauptsächlich den Laptop.

Laptop im Wohnzimmer

Apropos Laptop: Man soll dafür zahlen, dass ein Fernseher im Wohnzimmer steht, auf dem man das ORF-Angebot nicht nutzen kann, wird mehrmals postalisch sowie telefonisch kontaktiert – ich möchte nicht sagen belästigt –, aber doch, es hat etwas durchaus Unangenehmes, wenn man sich vorkommt wie eine Verbrecherin, wenn die GIS an einen denkt. Aber am Laptop kann man ohne Bedenken und kostenlos auf zahlreiche Sendungen sogar live in der ORF-TVthek zugreifen. Was ja prinzipiell befürwortenswert ist.

Diese Logik ist mir bis zum heutigen Tag fremd, und ich habe kein Verständnis dafür, sie zu unterstützen." (red, 8.4.2019)