Joshua ist 13 und möchte unbedingt Computerspiele entwickeln. Seit er neun ist, spielt er die verschiedensten Spiele und will mit seinem liebsten Hobby Geld verdienen. Er hat sich bereits danach erkundigt, was er dafür tun muss, um sein Ziel zu erreichen. Aber jedes Mal, wenn er seinen Eltern davon erzählt, runzelt Papa nur die Stirn.

Die zwölfjährige Anna lebt mit ihren Eltern auf einem Bauernhof, den sie später einmal übernehmen soll. Doch das Mädchen möchte viel lieber Schauspielerin werden. In der Schule macht sie als Freifach "Darstellendes Spiel", und in den Ferien hat sie schon etliche Theatercamps besucht. Sie hört oft, dass der Beruf zwar spannend sei, aber sie damit kein Geld verdienen würde und ihre Vorstellungen völlig realitätsfremd seien.

Manuel, 16, hat im Gymnasium wenig Erfolg, viel Stress und ist sehr unglücklich. Nachdem er die 5. Klasse wiederholen musste und wieder nur schlechte Noten nach Hause gebracht hatte, beschlossen die Eltern, ihn aus der Schule zu nehmen. Nach einigem Überlegen macht Manuel nun eine Tischlerlehre, ist voller Eifer dabei, glücklich und zufrieden.

Von den kleinen Zielen zu den großen Perspektiven

Kinder, Jugendliche und auch Erwachsene schaffen sich im täglichen Leben jede Menge kleiner Ziele, die ihnen den Alltag erleichtern. Da freuen sich zum Beispiel die Kleinen darauf, dass sie nach dem Kindergarten wieder abgeholt werden. Die Größeren kommen oftmals besser durch den Schulalltag, weil sie dort Spaß mit ihren Freundinnen und Freunden haben können. Viele arbeitende Erwachsene freuen sich aufs Wochenende, an dem sie etwas Schönes unternehmen werden.

Die Kinder sollen mal finanziell gut dastehen – das ist der Wunsch aller Eltern. Dafür muss man gemeinsam Perspektiven entwickeln.
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Kinder und Jugendliche brauchen Ziele und Perspektiven

Ausschlaggebend ist oftmals die Vorbildwirkung der Eltern und anderer Bezugspersonen: Diese machen etwas, das ihnen Freude bereitet, oder haben einen Job, den sie nicht mögen, der ihnen viel Stress verursacht, der sie unzufrieden macht.

Je weniger Perspektiven den Vorbildern möglich sind, je hoffnungsloser diese erscheinen, desto schwerer finden auch Kinder und Jugendliche ihre eigene Richtung. Auch die Peergroup hat einen Einfluss darauf, welche Möglichkeiten Jugendliche unter anderem in Betracht ziehen.

Kinder haben oftmals Träume, was sie später einmal machen wollen, wie ihr Leben aussehen soll. So wie Grisu, der kleine Drache, der unbedingt Feuerwehrmann werden will – entgegen den Vorstellungen und dem Rat seines Vaters.

Neben den eigenen Ideen spielen meist auch die Ansichten der Eltern und Bezugspersonen für die Entwicklung von Zielen und Perspektiven eine große Rolle. Was den Erwachsenen wichtig ist und sie dem Nachwuchs vermitteln, wirkt sich oftmals auf die Gestaltung der eigenen Zukunft aus.

Finanzielle Sicherheit

Für viele Menschen ist es wichtig, dass sie Sicherheit im Leben haben und finanziell auf eigenen Beinen stehen können. Daher steht oftmals im Vordergrund, einen Job zu finden, den sie möglichst ein Leben lang ausüben. Dieser Wunsch ist heutzutage nicht mehr realisierbar. Die wenigsten Menschen behalten ihren Arbeitsplatz bis zu Pensionierung.

Für viele Eltern ist eine gute Berufsausbildung notwendig, damit das Kind auch in der Zukunft glücklich und zufrieden ist mit dem, was es macht, und sein Leben finanzieren kann. Die wenigsten Mensch sind auf Dauer glücklich und zufrieden, wenn sie in einem Job, in einem System gefangen sind, in dem sie Stress haben und das keine Gestaltungsfreiheiten zulässt.

Je mehr Möglichkeiten ein Kind hat, sich als selbstbestimmt und selbstwirksam zu erleben, desto mehr Gelegenheiten hat es, seine eigenen Perspektiven zu entwickeln. Das gibt ihm die Chance, als Jugendlicher eher zwischen einem Traum und einer realen Perspektive zu unterscheiden.

Unterstützen Sie Ihr Kind!

Das Herausfinden der Stärken, Talente, Fähigkeiten und Interessen gehört zu den wichtigen Punkten für die Entwicklung von Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten. Für Eltern und Bezugspersonen heißt dies, zu beobachten, zu fördern und Möglichkeiten zu bieten, Dinge kennenzulernen und zu versuchen, den Forscherdrang des Kindes zu unterstützen, immer wieder neue Anreize zu schaffen und sich selbst auszuprobieren.

Kinder und Jugendliche werden nicht immer begeistert sein, nicht immer mitmachen wollen. Aber je mehr sie kennen, schon mal gehört, gesehen und erfahren haben, desto breiter ist das Wissensspektrum und desto mehr Chancen für eine zufriedene und glückliche Zukunft stehen ihnen offen. Was immer sich ein Kind oder ein Jugendlicher als Perspektive nimmt, welches Ziel auch immer sich der Nachwuchs setzt, es ist an den Erwachsenen zu unterstützen, Hilfen anzubieten und Konsequenzen aufzuzeigen. Menschen lernen nur durch eigene Erfahrungen. Gerade in jungen Jahren, in der Pubertät lassen sich Jugendliche ungern etwas sagen.

Eltern sollen sich nicht durch ihre Kinder verwirklichen

Wünschenswert für Jugendliche ist es, dass sie sich nicht getrieben von Erwachsenen in ihren Entscheidungen fühlen müssen, sondern sich in ihren Perspektiven und Zielen unterstützt fühlen. Selbstverständlich haben Eltern und Bezugspersonen Vorstellungen, was aus dem Nachwuchs werden sollte, wie sie/er sich entwickeln sollte. Jedoch ist es von großer Wichtigkeit, dass Eltern und Bezugspersonen nicht um jeden Preis versuchen, sich selbst in ihren Kindern beziehungsweise Jugendlichen verwirklichen zu wollen.

So ist es oftmals die eigene Wunschvorstellung, die man nicht erreicht hat oder die verwehrt blieb, die den Kindern und Jugendlichen schon kurz nach der Geburt in die Wiege gelegt wurde. Diese Bürde, dass der Nachwuchs unbedingt erreichen muss, was einem nicht gelungen ist, ist nicht gerade einfach zu erfüllen und wohl auch mitunter eine große Last für den heranwachsenden Menschen.

Eltern und Bezugspersonen handeln in den meisten Fällen aus Sorge um das Wohl des Kindes, übersehen dabei aber, dass sie die Entscheidung nicht für sich treffen, sondern das Leben des Nachwuchses in vermeintlich guter Absicht in eine Richtung zu drängen versucht haben.

Letztendlich geht es darum, dass der Jugendliche das Gefühl hat, selbst entschieden zu haben, wie und was er macht. Damit kann er später auch niemandem anderen die Schuld an seiner Situation geben.

Ihre Erfahrungen?

Welche Ziele und Träume hatten Sie als Kind und Jugendliche/Jugendlicher? Welche Perspektiven für die Zukunft haben Ihre Kinder? Haben Sie unausgesprochene Ideen und Perspektiven für die Zukunft Ihrer Kinder? Wie unterstützen Sie Ihre Kinder und Jugendlichen bei der Suche nach einer Perspektive und einem Ziel? Posten Sie Ihre Erfahrungen, Fragen und Ideen im Forum! (Andrea Leidlmayr, Christine Strableg, 5.4.2019)