Kiew – Wenige Wochen vor der Stichwahl in der Ukraine bahnt sich ein Rededuell zwischen Präsident Petro Poroschenko und seinem Herausforderer, dem Schauspieler und Politneuling Wladimir Selenski an. "Ich warte auf Sie", sagte der Amtsinhaber in einer Videobotschaft, die am Donnerstag auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht wurde.

Er reagierte damit auf Selenski, der Poroschenko kurz zuvor mit einem Ultimatum zu einer Konfrontation im Olympiastadion in Kiew herausgefordert hatte. Der 41-Jährige hatte den ersten Wahlgang am Sonntag mit großem Abstand gewonnen. Selenski erhielt 30,24 Prozent und Poroschenko 15,95 Prozent der abgegebenen Stimmen, wie die Zentrale Wahlkommission als vorläufiges Endergebnis bekannt gab. Die Stichwahl wird am 21. April erwartet.

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Petro Poroschenko "freut" sich auf das TV-Duell.
Foto: AP Photo/Efrem Lukatsky, File

Kritik an Populismus

Selenski ist mit einer Fernsehserie beliebt geworden, in der er den ukrainischen Präsidenten darstellt. Kritiker werfen ihm immer wieder Planlosigkeit und Populismus vor. Deshalb wurden ihm vorher wenig Chancen eingeräumt, Fernsehdebatten gegen den erfahrenen Polit-Profi Poroschenko für sich entscheiden zu können. Das Wahlgesetz sieht eine nicht verpflichtende Fernsehdebatte von mindestens 60 Minuten am letzten Freitag vor dem Wahlsonntag vor. Die Kosten übernimmt der Staatshaushalt.

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Selenski ist bereit.
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Poroschenko, der Selenski als Marionette des Oligarchen Igor Kolomoiski bezeichnete, hatte sich im vergangenen Wahlkampf 2014 geweigert, an einer Debatte teilzunehmen. Selenski stellte deshalb Bedingungen für ein TV-Duell: Poroschenko solle sich für derartige Diffamierungen entschuldigen; das Duell solle vor Wahlberechtigten und Journalisten im Olympiastadion ausgetragen werden, die kritische Fragen stellen dürften.

Das zur Fußballeuropameisterschaft 2012 umgebaute staatliche Stadion hat Plätze für 70.000 Zuschauer. (APA, 4.4.2019)