Seattle – Die Science-Fiction-Autorin Vonda Neel McIntyre ist am 1. April nach kurzer schwerer Krankheit im Alter von 70 Jahren gestorben. In ihrer beinahe 50-jährigen Karriere hatte sie zahlreiche Kurzgeschichten und Romane veröffentlicht, zweimal den Hugo und dreimal den Nebula Award gewonnen.

Geboren 1948 in Louisville, Kentucky, absolvierte McIntyre ein Biologiestudium, dessen Abschluss zeitlich mit ihrem Einstieg in die Science Fiction zusammenfällt. Sie besuchte den damals noch neuen Clarion Science Fiction Writers’ Workshop, der sich seitdem zu einer zentralen Vernetzungsmöglichkeit der englischsprachigen SF-Gemeinde entwickelt hat und bis heute besteht. McIntyre gründete im heimatlichen Seattle einen Ableger dieses Worskshops und engagierte sich zeitlebens für die Community. Die Autorin Nisi Shawl bezeichnete McIntyre deshalb einmal in Anspielung auf den "Zauberer von Oz" liebevoll als "die gute Hexe des Nordwestens".

Umfangreiches Werk

Eine ganze Reihe von McIntyres Büchern wurde auch ins Deutsche übersetzt, unter anderem die "Starfarers"-Reihe, "The Moon and the Sun" ("Das Lied von Mond und Sonne", später "Am Hofe des Sonnenkönigs") sowie ihr größter Erfolg "Dreamsnake" ("Traumschlange"). Dieser 1978 erschienene Roman ist in einer Welt nach einer nuklearen Apokalypse angesiedelt, in der Technologie und Gesellschaft neue Formen angenommen haben: ein wiederkehrendes Motiv in McIntyres Schaffen.

Als Zeitgenossin von unter anderem Joanna Russ und Ursula K. Le Guin gehörte sie zu einer neuen Generation feministisch und humanistisch engagierter Autorinnen, die die Science Fiction der 70er Jahre entscheidend mitprägten. 1976 war sie Mitherausgeberin von "Aurora: Beyond Equality", einer der ersten feministischen SF-Anthologien.

Erfolge feierte sie aber auch mit sogenannten Tie-ins, also Werken, die zu einem bestehenden Franchise gehören. McIntyre veröffentlichte sowohl "Star Wars"- als auch "Star Trek"-Romane. Und bei Letzteren schrieb sie sich auf eine ganz besondere Weise in die Genregeschichte ein: In ihrem 1981 erschienenen Roman "The Entropy Effect" ("Der Entropie-Effekt") führte sie die Vornamen Hikaru respektive Nyota für die bis dahin nur Nachnamen tragenden Lieutenants Sulu und Uhura des Raumschiffs Enterprise ein. Im Anschluss wurden ihre Eigenschöpfungen für kanonisch erklärt. (jdo, 4. 4. 2019)