Theresa May tritt ans Rednerinnenpult.

Screenshot: tvthek.orf.at

Morgendliche Brexit-Meldungen über die neuesten Entwicklungen – oder besser Stagnationen – bei den Briten gehören mittlerweile zum Leben dazu wie das Vogelgezwitscher bei Sonnenaufgang, wie der Kaffee, wie das Müsli. Egal ob man verkatert oder wunderbar ausgeschlafen das Tagwerk beginnt: Die pöbelnden Unionsmitbürger, die das Pub am frühen Abend verlassen wollten, weil sie das Bier ekelhaft und die Musik schlecht fanden, lungern weit nach jeder Sperrstunde noch immer an der Bar. Man nimmt es wahr, hebt maximal eine Augenbraue und schüttet sich Milch in den zweiten Kaffee.

Auch am Montag kam in der Zeit im Bild um 9 Uhr nur scheinbar etwas Schwung in die Sache, als der Sprecher des britischen Unterhauses, John Bercow, energisch rief: "The Ayes have it, the Ayes have it!" Kurz hält man da beim Milchverschütten inne und denkt sich: Gehen sie jetzt? Nix. Die Gäste an der Bar haben mit nur einer Stimme Überhang, also mit 313 Ayes gegenüber 312 Noes, eine weitere Verschiebung beschlossen – quasi noch eine letzte Runde bestellt.

Dann schleppt sich Theresa May zum Rednerinnenpult. Das ist der Moment, da man eine Vision hat. Eine Zukunftsvision. Eine ZiB aus dem Jahr 2039 spielt sich da plötzlich vor dem inneren Auge ab. Erstaunliches sieht man dort. Ja, da waren neue Abgeordnete, doch ansonsten sah man den völlig gleichen Bericht. Nur May schleppte sich mit einem Rollator und einer Sauerstoffflasche ans Pult. Und drüben im Pub wurde noch eine allerletzte Runde bestellt. (Colette M. Schmidt, 4.4.2019)