Das ehemalige Stadtkino wurde 1987 zum Festivalzentrum der Szene Salzburg – mit Schwerpunkt Tanz.

Wolfgang Kirchner

Salzburg – Als Gegenprogramm zu den Salzburger Festspielen gegründet, wurde die Szene Salzburg zu einer Institution, die die städtische Kulturlandschaft nachhaltig geprägt hat. Heuer feiert der Kulturverein sein 50-jähriges Bestehen und ruft zum kollektiven Erinnern auf.

1969 gründete der Buchdruckerlehrling Alfred Winter den Club 2000, um neben der Hochkultur auch für die Alternativkultur Räume zu erobern. Das sogenannte Festspielschutzgesetz untersagte damals andere Veranstaltungen während der Festspiele in der Stadt Salzburg. Die Gruppe veranstaltete trotzdem am Salzachufer, zusammen mit Musikern, Theatermachern und Künstlern. Das Fringe-Festival wurde geboren. Ab 1971 wird aus dem Club 2000 die Szene der Jugend. Ein regelmäßiger Besucher war die Polizei.

Schmale Brieftasche

Das Festival "der schmalen Brieftaschen", wie es Winter nennt, wurde kritisch beäugt. "Studenten, Gammler und Konsorten machen hier ihr Festival", hieß es etwa in einem Fernsehbeitrag. Doch Winter fand Verbündete und immer wieder neue Räume wie auf der Perner-Insel in Hallein. Die Szene brachte Legenden wie Bob Dylan, Patti Smith und Neil Young nach Salzburg. Die Festspiele rekrutierten später Künstler, die in der Szene auftraten: Peter Sellar, Markus Hinterhäuser, Nikolaus Harnoncourt. Die erste permanente Spielstätte der Szene wurde schließlich der Petersbrunnhof im Nonntal. Das ehemalige Stallgebäude wurde zum Theater adaptiert. "13 Landtagsbeschlüsse brauchte es für den Umbau", erinnert sich der zweite Intendant Michael Stolhofer. Heute ist im Petersbrunnhof das Schauspielhaus Salzburg beheimatet. Die Szene übersiedelte 1987 in das ehemalige Stadtkino am Anton-Neumayr-Platz.

Programm für Minderheiten

In den 1980ern kristallisierte sich der Schwerpunkt auf Tanztheater heraus. Damit wurde die Sommerszene als Festival zum Vorreiter in Österreich und ist heute längst international anerkannt. "Wir haben ein Minderheitenprogramm zu verteidigen und kämpfen für den Freiraum der Kunst", betont Stolhofer. Man sei beispielgebend gewesen, was alles möglich ist. 2012 übernahm Angela Glechner die Leitung. Sie setzt vor allem auf die Zusammenarbeit mit lokalen Künstlern und macht wieder mehr Projekte in nichttheatralen Räumen. Im Jubiläumsjahr startet mit "Young Vibes" einen neuen Schwerpunkt, mit dem junge nichtprofessionelle Tänzer angesprochen werden.

Mit einem "Speicher der Erinnerung" auf ihrer Website sammelt die Szene zum Jubiläum Erinnerungen von Künstlern und Besuchern. Auch ein Buch erscheint demnächst. Am 8. und 10. Oktober wird das halbe Jahrhundert Szene dann mit der Neuumsetzung von Jerome Bels Performance The Show must go on, einer Videoinstallation von Tom Halwa und einem Fest gefeiert. (Stefanie Ruep, 5.4.2019)