Ein Übernahmeangebot durch die Unicredit klingt in Österreich nicht gerade attraktiv. Schließlich hat das einstige Flaggschiff Bank Austria seit der Eingliederung in die italienische Großbank an Jobs, Profil und Bedeutung verloren. Und Italiens Finanzplatz erweckt mit seinen vielen maroden Instituten wenig Vertrauen.

Dennoch ist das kolportierte Interesse der Unicredit an der Commerzbank eine gute Nachricht für die deutsche Finanzbranche. Eine Fusion der Commerzbank mit der Deutschen Bank, auf die in Berlin gedrängt wird, wäre ein verfehltes Unterfangen. Die deutschen Marktführer sind beide geschwächt; ein Zusammenschluss würde sie nicht stärken, denn er brächte kaum Synergien. Dafür spricht eigentlich nur der Wunsch nach einem nationalen Champion, der in der europäischen Oberliga mitspielen kann.

Diese patriotischen Motive mögen im Fußball angebracht sein, aber nicht in der Geldwirtschaft. Eine schlecht aufgestellte deutsche Großbank ist auch für die deutsche Wirtschaft nicht von Nutzen. Was die EU stattdessen braucht, sind integrierte europäische Institute, die von einzelnen nationalen Märkten nicht abhängig sind.

Die Unicredit war hier Vorreiter und bietet der Commerzbank mit ihrer Tochter Hypo Vereinsbank einen sinnvollen strategischen Partner. Die Mailänder mögen nicht die einzige Lösung sein. Aber es ist jedenfalls zu hoffen, dass die deutschen Hochzeitsträume so rasch wie möglich platzen. (Eric Frey, 4.4.2019)