Tom Enders erhält 37 Millionen Euro zum Abschied.

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Frankreichs Wirtschaftsminister Bruno Le Maire erklärte am Donnerstag in Paris, die Renten der Spitzenpatrons seines Landes dürften in Zukunft nicht mehr 30 Prozent des letzten Einkommens übersteigen. Ein entsprechender Erlass werde in den kommenden Tagen veröffentlicht und in Kraft gesetzt.

Le Marie reagierte mit dieser Ankündigung auf einen Entrüstungssturm, den Pressemeldungen über die Pensionierung von Airbus-Chef Tom Enders ausgelöst hatten. Der deutsche Vorsteher des europäischen Flugzeugbauers tritt am 10. April in den Ruhestand und wird ein komfortables Abschiedsgeschenk von insgesamt 36,8 Millionen Euro erhalten. Diese von Airbus nicht dementierte Zahl nennt jedenfalls das Beratungsbüro Proxinvest.

A380-Debakel nagt

Zwei Drittel des Betrags entfallen auf Pensionszahlungen von jährlich mehr als 1,2 Millionen Euro (bei einem Ableben im 80. Altersjahr); dazu kommen ein Aktienpaket über 7,3 Millionen Euro sowie eine Entschädigung von 3,2 Mio. Euro für ein Konkurrenzverbot. In Paris mangelt es nicht an Sarkasmus über den "goldenen Fallschirm" für den deutschen Hobbyfallschirmspringer. Enders hat den Konzern zwar in 28 Betriebsjahren konsolidiert und lässt ihn mit vollen Auftragsbüchern zurück. Das kürzlich bestätigte Aus für das Riesenflugzeug A380 sowie diverse Korruptionsaffären des Unternehmens überschatten aber den Abgang.

Enders steht damit immer noch besser da als andere Vorsteher französischer Großkonzerne. Thierry Pilenko vom Ölriesen Technip soll etwa mit einem goldenen Fallschirm von 14 Millionen Euro in Rente gehen, obwohl sein Konzern Verluste schreibt. Sogar der Unternehmerverband bezeichnete diese Diskrepanz als "inakzeptabel".

Le Maire meinte, er habe nicht auf den "Fall Enders" gewartet, um zu reagieren. Dessen Abfindung sei so "exzessiv" wie andere. Es sei ferner nicht einsichtig, warum ein Manager noch ein millionenschweres Konkurrenzverbot brauche, wenn er den wohlverdienten Ruhestand antrete. Der Erlass über die Beschränkung der Spitzenrenten werde daher auch festhalten, dass Rentenzahlungen und Konkurrenzklauseln unvereinbar seien.

Auch Druck bei Renault

Mit ähnlichen Argumenten machte die Pariser Regierung auch beim Autobauer Renault Druck, um die Einkünfte seiner Konzernspitzen zu senken. Die Vertreter des Staates, der mit 15 Prozent der Anteile Hauptaktionär ist, erreichten im Verwaltungsrat, dass Renault die jährliche anfallende Rente von 770.000 Euro des in Japan inhaftierten Ex-Patrons Carlos Ghosn streicht. Der neue Chef Jean-Dominique Senard muss mit 450.000 Euro im Jahr vorliebnehmen, zu denen keine Boni und Zuschüsse kommen. Beim Ex-Arbeitgeber Michelin bezog er drei Millionen Euro.

Die Patrons privater Konzerne beginnen nun von sich aus goldenen Renten abzubauen: Der Chef von Danone, Emmanuel Faber, kappte in aller Diskretion seine bis zu seinem Tod aufgerechnete Gesamtrente von 42 Millionen Euro. Wenn er etwas sparsam haushaltet, kann er von seinem Monatssalär von 222.000 Euro aber sicher noch ein wenig auf die hohe Kante legen. (Stefan Brändle aus Paris, 4.4.2019)