Kiprop Kiprop investierte Antritts- und Preisgelder nachhaltig.

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Wien – Wohltätigkeit läuft – durch den Home Run zugunsten Obdachloser am Samstag – nicht nur im Vorfeld des 36. Vienna City Marathons mit. Ganz an der Spitze des Frauenfeldes für Sonntag ist schließlich in der Kenianerin Nancy Kiprop eine engagierte Förderin des Erziehungssystems ihrer engeren Heimat zu finden. Die liegt nahe der Provinzhauptstadt Iten, dem Laufzentrum im kenianischen Hochland 320 Kilometer nordwestlich von der Hauptstadt Nairobi.

Kiprops Heimatdorf Chesitek hat eine Schule mehr, seitdem die zierliche Athletin 2017 erstmals den Vienna City Marathon gewann. Kiprop investierte Antritts- und Preisgelder in Räumlichkeiten und Lehrpersonal. Nach der Wiederholung des Wien-Sieges im Vorjahr ist das Nancy Cletius Academy genannte Institut auf 125 Schüler und sechs Lehrkräfte angewachsen. Landet die 39-jährige Direktorin und Mutter von zwei eigenen und fünf Adoptivkindern am Sonntag auf dem Heldenplatz den Hattrick, ist mit einem weiteren Ausbau zu rechnen.

Zumal, wenn Kiprop gelingt, was sie zweimal knapp verpasste – den Streckenrekord von Maura Viceconte aus dem Jahr 2000 zu unterbieten. Die im Februar im Alter von 51 Jahren gestorbene Italienerin hatte den Jahrtausendwende-Marathon innert 2:23:47 Stunden erledigt, Kiprop lief bei ihren Siegen 2:24:20 und 2:24:18 Stunden.

Gute Chancen

In diesem Jahr versprechen recht günstige Wettervorhersagen eine sehr gute Chance, den Streckenrekord und damit auch den Verdienst der Sportlerin zu verbessern. "Wir werden wieder versuchen, dieses Ziel zu erreichen. Ich habe sehr hart gearbeitet, mit dem gleichen Programm wie vor meiner Bestzeit", sagte Kiprop am Donnerstag in Wien. Die lautet auf 2:22:46 Stunden, erlaufen 2018 mit Platz sieben in Frankfurt.

Kiprops Formcheck ist jedenfalls gelungen. Am 10. März gewann sie den Pariser Halbmarathon in 69:12 Minuten, sie blieb nur knapp zwei Minuten unter ihrer einschlägigen Bestzeit.

Bei den Herren wäre ein neuer Streckenrekord eine ziemliche Überraschung, auch wenn der nominell schnellste Starter, der Kenianer Gilbert Kirwa, mit seiner Bestzeit von 2:06:14 recht knapp hinter dem VCM-Rekord des Äthiopiers Getu Feleke (2:05:41 im Jahr 2014) liegt.

Besser als Kirwa, der Wien-Sieger 2009, fühlt sich dessen Landsmann Robert Chemosin in Form, der seinen Sieg von 2016 wiederholen will. "Mein Ziel ist eine persönliche Bestzeit, vielleicht kann ich oder einer meiner Kollegen auch Streckenrekord laufen." Als Bestzeit hat der 30-Jährige 2:08:05 Stunden zu Buch stehen. Und auch Chemosin hat Verwendung für Wiener Preisgeld. Vor drei Jahren diente es zur Vergrößerung seiner Viehherde. (Sigi Lützow, 5.4.2019)