Gerhard Tomeczek ist dieses Wochenende zum 36. Mal beim Wien-Marathon am Start – und damit einer von ganz wenigen, die bisher immer mit dabei waren. Der pensionierte Lehrer lebt und läuft in Mödling.

"Von unserer Haustür aus ist es genau ein Kilometer bis zum Anninger, wo es unendlich viele Laufstrecken gibt. Und es sind nur ein paar Minuten bis zu einem Radweg in Richtung Baden. Besser geht's für einen Läufer also nicht.

Der passionierte Läufer Gerhard Tomeczek in seinem Wohnzimmer.
Foto: Lisi Specht

Wir wohnen seit 1987 in Mödling. Vorher haben wir in der Hinterbrühl gewohnt. Dieses Haus, Baujahr 1931, war ein Glücksfall, auch wenn wir viel Arbeit hineinstecken mussten. Ursprünglich bestand es aus zwei Wohnungen, die wir zusammenlegten. Wir haben viel selbst gemacht und ein Jahr lang gearbeitet: Wir haben eine Zwischenwand herausgerissen, alles neu ausgemalt, neue Leitungen verlegt. Das weiße Stiegenhaus habe ich so lange abgeschliffen, bis das Holz darunter wieder zum Vorschein kam.

Letzteres ist eh nicht zu 100 Prozent gelungen, aber Perfektionist bin ich keiner. Es geht auch so. Nach einem Jahr hatten wir genug, dann sind wir eingezogen. Nun leben ich, meine Frau, zeitweise noch unsere Tochter und unser Kater Felix, der uns vor sieben Jahren zugelaufen ist, auf 160 Quadratmetern.

Quer durch den Wohnbereich rankt sich die Efeutute. Der dänische Ofen hält den Raum im Winter warm.
Fotos: Lisi Specht

Ich bin ein großer Fan von Dänemark und verbringe seit 25 Jahren mindestens drei Wochen pro Jahr zum Windsurfen und Laufen dort. Darum ist mir mein dänischer Ofen wichtig, der im Winter das ganze Wohnzimmer warm hält. Wir haben einige Erbstücke wie den alten Kasten meiner Großmutter, der uns schon immer begleitet hat.

Eigentlich trennen wir uns so gut wie nie von Möbelstücken. Die Dinge, die wir haben, gefallen uns ja. Hin und wieder kommt aber etwas dazu. Unser Fernsehkastl zum Beispiel, das uns ein befreundeter Innenarchitekt gemacht hat. Ich finde, es passt genau. Und da Kochen eines meiner Hobbys ist, wurde die Küche vor einigen Jahren neu gemacht.

In unserem Wohnzimmer hören wir immer das beruhigende Geräusch von plätscherndem Wasser. Ich habe meiner Frau mal einen 90 Kilo schweren Rosenquarz zu Weihnachten geschenkt. Daraus ließen wir einen Zimmerbrunnen machen. Der Kater liebt ihn. Der trinkt daraus und spritzt ein wenig herum und ist glücklich.

Pflanzen sind uns beim Wohnen wichtig. Den grünen Daumen hat eher meine Frau. Ich bin gärtnerisch zwar auch nicht unbegabt, aber eher für die Paradeiser vor dem Haus zuständig. Die Pflanzen, die sich quer durch das Wohnzimmer ranken, waren aber meine Idee. Das gefällt den Pflanzen – und uns gefällt es auch.

Im Laufe der Jahre haben sich bei mir hunderte Medaillen angesammelt. Die vom Wien-Marathon habe ich im Arbeitszimmer aufgehängt, die meisten hängen aber im Keller. Wegschmeißen kann man sie ja nicht. Dass ich jetzt seit 36 Jahren beim Wien-Marathon dabei bin, hat sich so ergeben. Reiner Zufall. Ich habe mir gedacht, ich lauf einmal einen Marathon, und dann war's das. Das hat mir aber so viel Spaß gemacht, dass ich dabeigeblieben bin. Jedes Jahr zu Silvester weiß ich schon, dass es am 2. Jänner mit dem Training losgeht.

35 VCM-Medaillen hat Gerhard Tomeczek bisher gesammelt.
Fotos: Lisi Specht

Oben auf dem Dachboden, den wir ausgebaut haben, liegen neben einer Magnetfeldmatte aber noch ein paar andere gute Vorsätze. Das sind DIN-A4-Seiten mit den unterschiedlichsten Übungen, die ich für das Laufen machen sollte. Sagen wir so: Die hängen dort gut. Am Marathontag werde ich um 6 Uhr aufstehen, in Ruhe Bananen frühstücken und einen Kaffee trinken. Und dann einmal langsam munter werden und schauen, was ich überhaupt anziehe. Ich könnte mir vorstellen, dass es wieder warm wird.

Nach dem Marathon werde ich einfach nur auf der Couch liegen. Aber irgendwann überkommt mich dann immer der Heißhunger. Dann wird ordentlich gegessen und ein Glas Wein getrunken.

Das hier ist genau mein Wohntraum. Das passt. Ich brauche nichts anderes. Und solange es mir gutgeht, werde ich beim Wien-Marathon mitlaufen. Zwei Tage nach dem Marathon wird es mich schon wieder in den Beinen jucken." (6.4.2019)