Belgrad – 20 Jahre nach der Bluttat hat ein Gericht in Belgrad die Mörder des oppositionellen Zeitungsherausgebers Slavko Curuvija zu langen Gefängnisstrafen verurteilt. Der ehemalige serbische Geheimdienstchef Rade Markovic und sein für die Hauptstadt Belgrad zuständiger Untergebener erhielten als Anstifter je 30 Jahre, die zwei Ausführenden – von denen einer flüchtig ist – je 20 Jahre.

Die Urteile vom Freitag sind noch nicht rechtskräftig. Curuvija hatte in den 1990er-Jahren die erste private Tageszeitung in Serbien seit der kommunistischen Zeit gegründet. Lange Zeit hatte er als Vertrauter der Führung um den damaligen Präsidenten und Kriegsherrn Slobodan Milosevic gegolten. Mit diesem zerstritt er sich aber wegen des aggressiven Vorgehens der von Milosevic kontrollierten Sicherheitskräfte im mehrheitlich albanisch bevölkerten Kosovo.

Die Ermordung des Medienunternehmers ereignete sich am 11. April 1999 mitten im Bombenkrieg, den die NATO drei Wochen zuvor gegen das damalige Jugoslawien begonnen hatte, um die serbischen Sicherheitskräfte im Kosovo zu stoppen. In ihrer Anklage hielt die Staatsanwaltschaft fest: "Curuvija musste sterben, damit das (Milosevic-)Regime weiter bestehen konnte".

Der nun verurteilte Geheimdienstchef Markovic verbüßt bereits eine 40-jährige Gefängnisstrafe wegen der Anstiftung zum Mord an Ivan Stambolic, einem ehemaligen serbischen Spitzenpolitiker aus der kommunistischen Zeit, und wegen anderer politisch motivierter Anschläge und Mordversuche. Milosevic wurde vom Internationalen Gerichtshof in Den Haag wegen Kriegsverbrechen in Kroatien, Bosnien und im Kosovo angeklagt. Er starb 2006 im Untersuchungsgefängnis des Haager Tribunals, bevor das Verfahren abgeschlossen werden konnte. (APA, 5.4.2019)