In seinem Kanal "Al-Mujtama" ("Die Gesellschaft") redet Abdelaziz al-Ansari aus Katar über Religion, Politik und aktuelle Themen. Sein Kanal erreicht zehntausende Nutzer und hat 84.000 Abonnenten, seine Botschaften haben jüngerer Vergangenheit aber weltweit Wellen geschlagen.

Zuletzt zeigte er in einem Video, wie man seiner Einschätzung nach religiösen Vorgaben "richtig" schlägt. Demonstriert an einem Jungen erklärt er, dass Frauen manchmal geschlagen werden müssten, wenn durch Worte nicht belehrbar seien. Schläge ins Gesicht seien aber Verboten. "Schaut, wie gnädig der Islam ist", zitiert der "Spiegel" aus dem Clip des Katarers, der nach eigenen Angaben studierter Soziologe ist.

Ein Screenshot aus dem Clip, in dem al-Ansari demonstriert, wie man Frauen seiner Ansicht nach religiös korrekt schlägt.
Screenshot: Youtube

Kaum Reaktion durch Youtube

Zahlreiche Reaktionen hat auch ein anderes Video hervorgerufen. Auf diesem legt Al-Ansari seine Ansichten zum rechtsextremen Terrorakt in Christchurch dar. Er wittert eine jüdische Verschwörung, die Muslime und Christen gegeneinander ausspielt. Er predigt auch Hass gegen Homosexuelle und agitiert vehement gegen die Gleichberechtigung von Frauen.

Zahlreiche Nutzer hinterlassen empörte Kommentare unter den Videos, darunter auch viele aus dem arabischen Raum. Viele geben an, die Clips gemeldet zu haben. Dennoch, so der "Spiegel" weiter, habe die Plattform bislang kaum Initiative ergriffen. Lediglich bei der Anleitung zum Schlagen der Frau werde mittlerweile ein Hinweis eingeblendet, dass "einige Zielgruppen" dieses als "unangemessen oder beleidigend einstufen" könnten. Bewertungen und Kommentare sind abgeschalten. Die anderen Clips waren weiter ohne Hürden sichtbar und auch durch Werbung monetarisiert.

Dieser Hinweis wird vor dem zitierten Video angezeigt.
Screenshot: Youtube

Youtube kämpft mit Hasscontent

Der Fall demonstriert erneut, dass Youtube weiter mit Hassinhalten kämpft. Mittlerweile hat sich die Plattform den Kampf gegen Hetze, Extremismus und Verschwörungstheorien auf die Fahnen geschrieben. Dabei möchte man aber weitestgehend auf die Verminderung von Sichtbarkeit, Demonetarisierung und Hinweise.

Zuletzt erhoben ehemalige und aktuelle Mitarbeiter Vorwürfe gegen das Youtube-Management und auch Chefin Susan Wojcicki selbst. Die Führung habe lange Warnungen hinsichtlich der zunehmenden Verbreitung toxischer Videos nichts getan, da man stattdessen auf steigende Klickzahlen und Useraktivität fokussiert war. Wojcicki hätte sich der Diskussion nicht einmal gestellt, da sie dies nicht als ihre Aufgabe betrachtet habe. Eine Sprecherin hatte diese Darstellung zurückgewiesen. (red, 06.04.2019)