Sydney Brenner im Jahr 2002, als er den Medizinnobelpreis erhielt.

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Dass Sydney Brenner zu einem der wichtigsten Molekularbiologen des 20. Jahrhunderts wurde, geht vor allem auf einen unscheinbaren Wurm zurück. Der gebürtige Südafrikaner war es, der in den 1960er- und 1970er-Jahren den Fadenwurm Caenorhabditis elegans als Modellorganismus zur Erforschung menschlicher Krankheiten etablierte, was damals eine kleine Revolution auslöste.

Nobelpreis für Medizin 2002

Brenner selbst gelang mit Hilfe von C. elegans die Beschreibung der ersten Gene, die beim programmierten Zelltod (Apoptose) eine wichtige Rolle spielen. Vor allem für diese Leistung erhielt er 2002 den Nobelpreis für Physiologie und Medizin mit den Biologen John Sulston und Robert Horvitz. Zuvor hatte er neben Francis Crick und anderen herausgefunden, dass der genetische Code der DNA aus einer Reihe von Triplett-Codons besteht, die jeweils die einzelnen Aminosäuren kodieren, aus denen ein bestimmtes Protein besteht.

Für C. elegans hatte sich Brenner entschieden, weil der ein Millimeter kleine Wurm zum einen komplexer war als andere gut verstandene Organismen wie Bakterien, aber zum anderen einfach genug, um ihn eingehend zu untersuchen. Brenners Initiative war nachhaltig: Die Forschungsdatenbank PubMed listet für die letzten zehn Jahre mehr als 9.000 Publikationen auf, bei denen der Wurm eine Rolle spielte.

Von Südafrika nach Großbritannien

Aus bescheidenen Verhältnissen stammend wurde Brenners Talent früh erkannt: Mit 15 erhielt er in Südafrika ein erstes Stipendium. Später studierte er an der Oxford University in Großbritannien, wo er auch promovierte, bevor er nach Cambridge übersiedelte. Dort forschte er am legendären Laboratory of Molecular Biology (LBM), das vom Wiener Emigranten Max F. Perutz gegründet worden war. Das LMB produzierte eine Reihe von Nobelpreisträgern, und Brenner war von 1979 bis 1986 sein zweiter Direktor nach Perutz.

Der herausragende Molekularbiologe Brenner war auch einer der wichtigsten Institituts(mit)gründer seines Fachs: Bereits 1964 war er an der Gründung der Europäischen Organisation für Molekularbiologie (heute EMBO in Heidelberg) beteiligt, die heute ein führendes lebenswissenschaftliches Forschungsinstitut mit mehr als 1.300 Molekularbiologen ist.

Wichtiger Gründer neuer Institute

Im Jahr 1996 ging Brenner nach Kalifornien, um das Molecular Sciences Institute in Berkeley zu gründen, und im Jahr 2000 wurde er Forschungsprofessor am Salk Institute in La Jolla, ebenfalls Kalifornien. In den letzten 35 Jahren unterhielt er enge Beziehungen zu Singapur, wo er Ehrenbürger war und wo er beim Aufbau der biomedizinischen Forschungskapazitäten mithalf. Sein Tod wurde am 5. April von Singapurs nationaler Agentur für Wissenschaft und Technologie bekannt gegeben. (tasch, 5.4.2019)