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Das Duell zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund am Samstag in München sorgt für Nervenkitzel im Titelkampf der deutschen Fußball-Bundesliga. Nach sechs Meisterschaften mit erdrückender Dominanz droht dem Titelverteidiger gegen den Spitzenreiter BVB bei einer Niederlage ein möglicherweise entscheidender Rückschlag im Rennen um Endrang eins.

Wegweisend ist der Showdown der besten deutschen Mannschaften auch für Niko Kovac und Lucien Favre: Einer wird sich am Saisonende erstmals zum Meistertrainer in Deutschland küren. "Das ist das geilste Spiel der Saison, darauf wartet ganz Deutschland. Wahrscheinlich ganz Europa", sagte der Münchner DFB-Nationalspieler Leon Goretzka.

Magnetisch

Viele Millionen an den TV-Bildschirmen in 205 Ländern sind ebenso wie 75.000 Zuschauer in der ausverkauften Allianz Arena gespannt, wenn es um weitere Punkte für den siebenten Münchner Titel en suite oder den ersten der Borussia seit 2012 geht. "Für die Zuschauer ist es sicherlich perfekt, besser kann es nicht laufen", sagte Kovac, dessen Rekordmeister-Ensemble noch kein großes Spiel in dieser Saison gewonnen hat.

Liverpool (0:0, 1:3), Ajax Amsterdam (1:1, 3:3) oder das Hinspiel in Dortmund (2:3) – ein Sieg fehlt bei den elitäreren Kräftemessen noch. "Wir sind am Wochenende bereit, das zu schaffen", versicherte Kovac.

Ein Dortmunder Sieg würde den FC Bayern auf fünf Punkte distanzieren – das könnte es im Titelrennen gewesen sein. "Aufgrund der Tabellensituation wird es ein spezielles Spiel", räumte Favre ein. "Wir müssen eine perfekte Leistung liefern, wenn wir gewinnen wollen." Die Protagonisten beider Seiten sind aber bemüht, unabhängig vom Ausgang ein offenes Rennen für die danach noch ausstehenden sechs Runden zu proklamieren. "Ich glaube, dass es bis zum Ende spannend bleiben wird", sagte BVB-Kapitän Marco Reus vor dem 100. Liga-Duell zwischen den beiden Teams.

Wacklig

Vier Gegentore gegen Zweitligist Heidenheim beim 5:4-Spektakel im DFB-Pokal waren der jüngste Beweis, dass die in der Defensive traditionell so stabilen Bayern oft bedenklich wackeln. "Wenn Sie Kinder haben, dann reicht es nicht, das einmal zu sagen. Man muss es immer wieder von Neuem sagen", umschrieb Kovac seine neuerliche Vorgabe. Mit seinem Plädoyer für Abwehrarbeit und verschärfter Kritik nahm er seine Stars besonders in die Pflicht.

Marco Reus, Jadon Sancho und wohl Mario Götze anstatt des angeschlagenen Paco Alcacer könnten das mitunter wackelige FCB-Kollektiv vor noch größere Probleme stellen. Allerdings hielten die Bayern auch schon geballte Offensivpower wie jene von Liverpool beim 0:0 im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Schach. Damals brillierte Javi Martinez als defensiver Mittelstratege. Er ist für das Borussia-Match eine Option. Zurückkehren sollen die genesenen Manuel Neuer und David Alaba.

Die Verletzungen von Achraf Hakimi (Mittelfußbruch) und vielleicht auch Abdou Diallo (muskuläre Probleme) könnten dagegen Löcher in das BVB-Gefüge reißen. Der Ausfall des Spaniers Alcacer, der mit 16 Saisontreffern hinter Münchens Robert Lewandowski (19) der zweitbeste Torjäger der Liga ist, würde die Gäste sehr schmerzen.

Keine Last

"Ich hoffe, dass sich jeder Spieler im Klaren ist, dass er über sich hinauswachsen muss, um einen sehr starken Gegner in den Schranken zu halten", mahnte Uli Hoeneß. "Wenn wir gewinnen, haben wir gute Chancen, weil wir ein sehr gutes Torverhältnis haben und das Restprogramm in etwa gleich ist. Der eine Punkt, den wir dann wieder vorne wären, könnte inklusive des Torverhältnisses das Zünglein an der Waage sein."

Nach dem Sieg-Befehl des Bayern-Präsidenten spürt Kovac keine vergrößerte Last. "Dass Uli Hoeneß den Anspruch hat, Meister zu werden und das Spiel zu gewinnen, ist klar. Das erhöht den Druck nicht, der ist immer da", sagte der Coach. "Es liegt in der Natur des Menschen, Erster sein zu wollen, weil der Zweite schon der erste Verlierer ist." Der Liga-Gipfel könnte je nach Ausgang auch die Frage aufwerfen, ob Kovac trotz Vertrags bis 2021 der geeignete Mann für den im Sommer bevorstehenden größeren Umbruch ist. (APA, 5.4.2019)

Programm Deutsche Bundesliga (28. Runde):

Freitag (20.30 Uhr):

Mainz (Onisiwo, Mwene verletzt) – Freiburg (Lienhart)

Samstag (15.30 Uhr):

Schalke (Schöpf verletzt, Burgstaller) – Frankfurt (Hinteregger, Trainer Hütter),
Leverkusen (Baumgartlinger, Dragovic, Özcan) – Leipzig (Sabitzer, Ilsanker, Laimer),
Stuttgart – Nürnberg (Margreitter, Jäger),
Hertha (Lazaro) – Düsseldorf (Suttner, Stöger),
Wolfsburg (Pervan) – Hannover (Wimmer, Sahin-Radlinger);

18.30 Uhr: Bayern (Alaba) – Dortmund

Sonntag (15.30 Uhr):

Augsburg (Gregoritsch, Danso, Teigl) – Hoffenheim (Grillitsch, Posch, Baumgartner);

18:00 Uhr:
Mönchengladbach – Bremen (Harnik, Friedl)