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Wien – Tausende Läufer loten am Sonntag beim Vienna-City-Marathon ihre körperlichen Grenzen aus. Mit dem Wettlauf der Sportler geht vielerorts ein Konkurrenzkampf der Fitnessapps einher. Die großen Rivalen im Geschäft rund um Tracking und Analyse sportlicher Aktivitäten via Smartphone sind Adidas, Nike und Asics.

Knapp vier Jahre ist es her, dass der deutsche Sportartikelkonzern Adidas Runtastic, das Aushängeschild der österreichischen Start-up-Szene, unter sein Dach holte. Der Deal brachte den vier Gründern der App Millionen Euro ein.

Ende 2018 zog sich Mitgründer Florian Gschwandtner aus der Geschäftsführung zurück. Der neue General Manager und Nachfolger Gschwandtners wird demnächst vorgestellt. Er wird mit den Mitgründern Alfred Luger und Christian Kaar sowie Mathis Gerkensmeyer gemeinsam das Führungsteam von Runtastic bilden, lässt Adidas-Sprecherin Claudia Lange auf STANDARD-Anfrage wissen.

Gerüchteküche brodelt

Damit verbunden sind offenbar strategische Wechsel und interne Umstrukturierungen, was in der Zentrale in Pasching die Gerüchteküche brodeln lässt. Adidas greife stärker bei Runtastic durch und hole sich das Start-up enger an die Brust, so der Tenor: Ab Herbst könnte die Marke in den Hintergrund rücken und im Sinne einer größeren Bekanntheit und globalen Schlagkraft vom Namen Adidas dominiert werden.

"Wir arbeiten daran, die Stärken von Adidas und Runtastic noch besser auszunutzen", betont Lange. Entsprechende Pläne würden aber erst später im Detail vorgestellt. Runtastic sei und bleibe ein wichtiger Teil der Digitalstrategie von Adidas. "Weder wird die Marke verschwinden, noch ist ein Stellenabbau geplant."

Mehr Umsatz, dafür Verluste

Das versichert auch Runtastic-Regionalmanager Johannes Knoll. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, werde die Strategie regelmäßig adaptiert. Adidas werde dabei Runtastic jedoch sicher nicht ersetzen. Das Team wachse, man suche derzeit zusätzliche Mitarbeiter.

Runtastic zählt mehr als 240 Beschäftigte. Für 2017 weist die Bilanz des Unternehmens einen um 19 Prozent auf 28 Millionen Euro gestiegenen Umsatz aus. Wie aus dem Lagebericht hervorgeht, verbuchte die Fitness-App dabei aber einen Jahresverlust von 3,7 Millionen Euro nach 1,4 Millionen Euro Gewinn im Jahr davor. Runtastic verweist auf höhere Aufwendungen und Abschreibungen. Die Eigenrentabilität belief sich auf minus 337 Prozent. Auch der operative Cashflow war negativ.

Die internationale Präsenz wurde durch mehr Distributionspartner ausgebaut, ist dem Bericht zu entnehmen. Die Marketingausgaben wurden ausgeweitet, um ein starkes Wachstum sicherzustellen. Auch für 2018 peilte man Umsatzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich an. Um die Marktposition noch weiter zu verbessern, seien höhere Aufwendungen bewusst eingeplant. Produkt- und Innovationszyklen seien kurz, die Wettbewerbssituation werde von einer starken internationalen Dynamik geprägt.

100 Millionen registrierte User

Gegründet in Linz, ist Runtastic mittlerweile zehn Jahre auf dem Markt aktiv. Mehr als 100 Millionen registrierte User weltweit bedienen sich des Fitnessportals.

Über den Lauf der Jahre brachten sich Starinvestoren wie Hansi Hansmann in das rasant wachsende Unternehmen ein. 2013 holt sich der deutsche Axel-Springer-Verlag die Mehrheit. Adidas legte für Runtastic schließlich 220 Millionen Euro auf den Tisch.

App-Miterfinder Gschwandtner kündigte Ende 2018 an, sich eine Auszeit nehmen zu wollen. Derzeit engagiert sich der Oberösterreicher und laut des Magazins Trend "Mann des Jahres 2015" in einer Start-up-Fernsehshow. (Verena Kainrath, 6.4.2019)