Der Globalisierungskritiker Jean Ziegler hat von der SPÖ eine Ehrenmedaille bekommen

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Der Globalisierungskritiker Jean Ziegler hat von der SPÖ eine Ehrenmedaille bekommen. Er hat wieder einmal geschrieben, dass man den Kapitalismus zerstören müsse. Und er hat im Wiener Rathaus einen Vortrag gehalten. Konservative Polemiker haben daraufhin die Whataboutismus-Maschine angeworfen und sind ganz empört: über die vielleicht nur leicht irregeleiteten Identitären regts ihr euch auf, aber diesem alten Linksradikalen hängts ihr einen Orden um! Daher ist eure Kritik an Rechtsextremen und Neonazis unglaubwürdig!

Is schon gut. Ziegler hat seine Verdienste als einer der Ersten, die die negativen Seiten der Globalisierung und des Turbokapitalismus analysiert haben. Schon seit ziemlich langer Zeit ist er in ein autoritär-linkes Sektierertum abgeglitten, wohin ihm aufgeklärte Linke und Liberale nicht folgen sollten. Er hat das Positive an Herrn Gaddafi und am venezolanischen "Sozialismus" entdeckt, und er hat zuletzt die links- und rechtsextremen "Gelbwesten" in Frankreich wohlwollend verteidigt ("ohne Gewalt wird es nicht gehen").

Das ist pseudorevolutionärer Unsinn. Objektiv und taktisch. Damit wird die Sozialdemokratie keinen Ex-Wähler hinter dem Strache hervorlocken. Ansonsten ein kurzes Gedankenexperiment: Wer ist gefährlicher – ein alter linker Verbalradikalist oder jene jungen rechten Kader, die in Polizei und Heer eingesickert sind? (Hans Rauscher, 5.4.2019)