"Aus meiner Sicht gibt es nichts, was einer guten Zusammenarbeit im Wege steht": Investor René Benko zum Verhältnis zu den "Krone"-Gesellschaftern Dichand.

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Wien – Immobilienmilliardär René Benko verneint Pläne für eine "sozusagen unfreundliche" Übernahme der "Kronen Zeitung". Der Neo-Investor in Österreichs größter Tageszeitung verspricht Christoph Dichand und den übrigen Miteigentümern eine "beträchtliche Friedensdividende", wenn ihr vertraglich garantierter Vorabgewinn, ihre Vorkaufs- und Aufgriffsrechte und andere Vorrechte "partnerschaftlich neu geregelt" würden, erklärte Benko der "Presse am Sonntag".

"Bis vor kurzem eigentlich gut mit Dichands"

Benko, der etwa auch Kika/Leiner, Kaufhof und Karstadt übernommen hat, bestätigt in dem Interview, er wolle die kompletten Anteile der deutschen Funke-Gruppe an "Krone" und "Kurier" und damit deren gemeinsamem Verlag Mediaprint übernehmen, die größte Zeitungsverlagsgruppe des Landes (DER STANDARD berichtete). Anteile der Dichands beabsichtige er nicht zu übernehmen, erklärt Benko – die Witwe und die drei Kinder des "Krone"-Gründers Hans Dichand halten je 12,5 Prozent.

Sohn Christoph Dichands Rolle als Herausgeber und Chefredakteur soll "aus meiner Sicht unberührt bleiben", erklärt Benko. Sein Verhältnis zu Christoph und seiner Frau, "Heute"-Herausgeberin Eva Dichand, beschreibt er als "bis vor kurzem eigentlich gut" – "und ich bin mir sicher, dass wir die gegenwärtigen Spannungen überwinden können". Gleich nach seinem Einstieg habe er Dichand in einem Brief und danach "wiederholt mündlich" zugesichert, dass Christoph seine Funktionen bei der "Krone" behalten solle, er "der logische Nachfolger seines Vaters" sei.

Eva Dichands "Heute" bezeichnete Benko zuletzt mehrfach als "Raubritter", "Krone"-Salzburg-Chefredakteur Claus Pandí warnte Kanzler Sebastian Kurz vor "Geschäftemachern". Benko begleitete Kurz zuletzt auf einem Staatsbesuch in den Arabischen Emiraten.

"Von juristischen Schritten abgeraten"

Den offenen Konflikt der Dichands mit Benko lösten Spesenvorwürfe gegen Dichand aus, die im Antrag auf Entlassung Dichands als Chefredakteur mündeten. Die Dichands kündigten daraufhin einen Antrag auf Ausschluss der Mitgesellschafter (Funke-Gruppe und dort an Bord Benko) an. Die Funkes wiederum wollten den Gesellschafterbeschluss – 50:50, weil Christoph Dichands Stimmanteil mitstimmte – vor Gericht bekämpfen.

Benko erklärt nun, er habe von der Eskalation abgeraten: "Auslöser waren weitere juristische Schritte, die die Funke-Gruppe eigenständig eingeleitet hat und die leider an die Medien geraten sind – ich persönlich habe davon abgeraten, aber die Funkes sind eben der Mehrheitsgesellschafter, und ich habe auch keine Möglichkeit, Funke von der Ausübung ihrer Gesellschafterrechte abzuhalten."

Und wie erklärt Benko der "Presse" seinen Einstieg bei Österreichs größter und einflussreicher Tageszeitung? "Die Medienbranche ist aus meiner Sicht eine Zukunftsbranche. Bei allen unbestreitbaren Erfolgen von "Krone" und "Kurier" muss man doch sagen: Es besteht deutlicher Nachholbedarf beim Thema Digitalisierung. Hier sehe ich erhebliches Entwicklungspotenzial. Das finde ich unternehmerisch reizvoll. Deswegen ist Signa mit 49 Prozent in die Holding eingestiegen, in der die Funke-Gruppe ihre Beteiligungen in Österreich hält. Es handelt sich um eine Investition aus wirtschaftlichen Gründen. Andere Motive gibt es nicht."

"Nichts, was guter Zusammenarbeit im Wege steht"

Wenn Benkos Signa-Gruppe die übrigen Anteile der Funke-Gruppe wie geplant übernimmt und dann 50 Prozent hält, "würde ich gern eine aktivere Gesellschafterrolle wahrnehmen", sagt Benko: "Über eine typische Gesellschafterrolle hinaus wird mein Engagement jedoch niemals gehen. Die operative Führung des Unternehmens liegt in den Händen der Geschäftsführer der Medienunternehmen. Auch an der Unabhängigkeit der Redaktionen ändert sich logischerweise nichts. Die Redaktionen handeln unabhängig vom Verlag und natürlich erst recht unabhängig von den Gesellschaftern. Vor allem aber Christoph Dichands Rolle als Herausgeber und Chefredakteur soll aus meiner Sicht unberührt bleiben." Nachsatz: "Aus meiner Sicht gibt es nichts, was einer guten Zusammenarbeit im Wege steht."

Er wünsche sich "ein baldiges Ende der gerichtlichen Auseinandersetzungen. Keinem Unternehmen tut es gut, wenn die Eigentümer miteinander streiten. Die Energie, die das kostet, kann man besser auf dem Markt verwenden. Darum geht es doch: die Leser und Kunden zufriedenzustellen. Je eher Frieden eintritt, je eher hier eine vernünftige – aus meiner Sicht rein österreichische – Lösung gefunden wird, desto besser ist das für Unternehmen, Gesellschafter, Mitarbeiter und Leser. Ich sehe meine Rolle darin, auf eine Befriedung der Situation hinzuwirken. Dies ist meines Erachtens durchaus möglich."

Leiner-Hauskauf, Sberbank

Den Kauf des Leiner-Hauses in der Mariahilfer Straße in 1060 Wien durch Benkos Privatstiftung Ende 2017 erklärt so: Sie habe binnen drei Werktagen den Kauf fixiert, sonst wären 5500 Mitarbeiter gekündigt und Kika/Leiner insolvent gewesen. Es habe "nachweisbar kein weiteres verbindliches Angebot für das Haus gegeben". Dafür habe es keiner politischer Interventionen bei Banken bedurft: "Ich habe noch nie die Hilfe der Politik benötigt, um eine Finanzierung auf die Beine zu stellen." Auch Hilfe der Politik beim Kauf des Kika/Leiner-Konzerns durch Signa im Sommer 2018 habe es nicht "bedurft".

Benko verneint auch den Bericht von "Addendum", die russische Sberbank habe im zweiten Halbjahr eine Kreditlinie nicht verlängert: "Diese Behauptung ist falsch – deshalb haben wir Addendum auch sofort verklagt. Uns hat noch nie eine Bank den Geldhahn zugedreht. Es handelt sich auch nicht um Geldhähne. Wir sind keine Kostgänger von Banken, die Geld wie Wasser in uns hineinschütten. Es handelt sich immer um professionelle Bankbeziehungen."

Benko erklärt zu dem Bericht auch: "Österreichische Banken haben ihr Engagement nicht reduziert – ganz im Gegenteil, es wurde ausgebaut, und die Sberbank spielt gemessen an der Größe ihres Engagements eine absolut untergeordnete Rolle. Der nach wie vor aufrechte und nicht gekündigte Kredit der Sber, den Sie ansprechen, entspricht weniger als einem Prozent aller unserer Finanzierungsengagements." (fid, 7.4.2019)