Dass die Freiheitlichen ihre Vorzeigewirtschaftsfrau, Barbara Kolm, voriges Jahr nicht aufgrund ihrer medizinischen Expertise in den Gesundheitsausschuss des Nationalrates geschickt haben, liegt auf der Hand. Auf der Tagesordnung stand die gesundheitspolitisch verwerfliche Abschaffung des Rauchverbots in Gasthäusern. Wenig überraschend sprang Kolm für das zentrale FPÖ-Wahlversprechen in die Bresche, das letztlich zur Befreiung der in Form des Rauchverbots geknechteten Wirte führte.

So plump hat es Expertin Kolm im Ausschuss natürlich nicht formuliert. Vielmehr warnte sie die Abgeordneten vor der Einschränkung der individuellen Freiheits- und Eigentumsrechte. Dass zwei der bedeutendsten Tabakkonzerne der Welt ungefähr zur gleichen Zeit eine Veranstaltungsreihe ihres "wertkonservativen und wirtschaftsliberalen" Vereins Austrian Economics Center (AEC) finanziell unterstützen, ist mit Sicherheit Zufall.

Nun steht es der ökonomischen Allzweckwaffe der Blauen – Kolm wurde als Vizepräsidentin der Notenbank installiert, ist Mitglied im ÖBB-Aufsichtsrat – selbstverständlich frei, für wen sie unter dem Expertinnendeckmäntelchen lobbyiert. Sie sollte es nur sagen, nicht erst, wenn es nicht mehr zu leugnen ist. Selbst, wenn es rechtlich keine Handhabe gibt, unappetitlich sind die im Dunstkreis der Blauen eingehenden Zuwendungen jedenfalls, mögen sie nun von der Tea Party, dem Kreml oder der Tabakindustrie kommen. (Luise Ungerboeck, 8.4.2019)