Die Demonstration vor dem Hauptquartier der Armee.

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Khartum – Tausende Regierungsgegner haben am Wochenende im Sudan das Hauptquartier der Armee belagert. Nach einem Protestmarsch gegen Präsident Omar al-Bashir verharrten die Demonstranten am Sonntag vor dem Gebäudekomplex in der Hauptstadt Khartum, wie Zeugen berichteten.

Auf dem Gelände befinden sich auch die Residenz des Präsidenten und das Verteidigungsministerium. Bei einer anderen Demonstration wurde ein Mensch getötet.

"Frieden, Gerechtigkeit, Freiheit", skandierten die Demonstranten vor dem Armee-Hauptquartier. Viele von ihnen hatten die Nacht dort verbracht. "Wir werden die Gegend nicht verlassen, solange er nicht zurücktritt", sagte der Demonstrant Osama Ahmed mit Blick auf den umstrittenen Präsidenten.

Größter Protest seit Dezember

Tausende Menschen waren am Samstag zu dem Militärkomplex in Khartum vorgedrungen. Dort lieferten sie sich Auseinandersetzungen mit der Polizei, die Tränengas einsetzte. Es war die bisher größte Protestaktion gegen Bashir seit Beginn der Massenproteste Mitte Dezember.

Die Organisatoren des Protestmarsches hatten angekündigt, mit der Demonstration solle das Militär aufgefordert werden, Stellung zu beziehen und sich "entweder auf die Seite des Volkes oder des Diktators zu stellen". Seit Beginn der Protestbewegung geht die Polizei immer wieder hart gegen Demonstranten vor, die Armee griff bisher nicht ein.

Mindestens vier Tote

Bei den Protesten am Wochenende sind Ärzten zufolge mindestens vier Demonstranten getötet worden. Verantwortlich dafür waren Sicherheitskräfte, die gegen die Demonstrationen in der Hauptstadt Khartum am Sonntag vorgingen, wie ein Verband sudanesischer Ärzte mitteilte.

Damit steigt die Zahl der Todesopfer seit Beginn der Proteste Mitte Dezember nach amtlichen Angaben auf 35. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch geht dagegen von mindestens 51 Todesopfern aus.

Die Proteste im Sudan hatten sich zunächst gegen eine drastische Erhöhung des Brotpreises gerichtet. Rasch weiteten sie sich zu Demonstrationen gegen den autoritär herrschenden Präsidenten aus. Im Februar verhängte Bashir den Notstand und schränkte das Versammlungsrecht ein, um die Proteste zu ersticken. Sie dauern dennoch weiter an.

Bashir kam 1989 durch einen von Islamisten unterstützten Putsch an die Macht und herrscht seit drei Jahrzehnten. Vom Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag wird er wegen des Verdachts der Kriegsverbrechen und des Völkermordes in der Krisenregion Darfur gesucht. (APA, AFP, 7.4.2019)