Daniel Wisser schreibt bis Ende Juni Miniaturen für den STANDARD.

Foto: Heribert Corn

In einer Gemeinde nahe der Stadt Salzburg hatte im Dezember des Jahres 1947 eine Mutter zu wenig Milch für ihre drei Kinder. Sie bat eine Bäuerin, ihr aus ihrem Überschuss Milch zu verkaufen, und bot ihr dafür alles Geld, das sie besaß.

Die Bäuerin lehnte mit dem Hinweis auf die Wertlosigkeit des Schillings ab und verlangte stattdessen für die tägliche Milchlieferung den goldenen Ehering der Mutter. Die Mutter willigte ein, erzählte aber dem Priester des Ortes, dass sie ihren Ehering hergegeben habe, um ihre Kinder mit Milch zu versorgen.

Der Priester machte diese Geschichte, ohne die Namen der Beteiligten zu nennen, zum Inhalt seiner Sonntagspredigt und forderte die Empfängerin des Rings auf, diesen am nächsten Tag im Pfarrhaus abzugeben. Tags darauf wurden im Pfarrhaus elf goldene Eheringe abgegeben. (Daniel Wisser, 6.4.2019)