Auch gegen Sturm Graz stand die Wiener Austria auf verlorenem Posten.

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Am Wiener Verteilerkreis tun sich tiefe Gräben auf. Sportlich hinkt die Austria den eigenen Ansprüchen nach sechs Niederlagen in sieben Frühjahrspartien hinterher, die 0:1-Heimniederlage gegen Sturm Graz am Sonntag war zudem von Fanprotesten gegen AG-Vorstand Markus Kraetschmer begleitet. Sturm sah nach dem ersten Sieg in der Meistergruppe "keinen Grund zur Euphorie".

"Es ist natürlich doppelt bitter, wenn man gegen einen direkten Konkurrenten um diesen Europacup-Startplatz eine solche Heimniederlage einstecken muss", fasste Kraetschmer einen aus seiner Sicht völlig verpatzten Tag zusammen. Denn an der Person des Klubvorstands entlud sich der Fan-Ärger über die Tatsache, dass Rapid und Red Bull Salzburg das Cupfinale am 1. Mai ausgerechnet in der Austria-Heimstätte absolvieren sollen.

Kraetschmer akzeptierte im Anschluss die Rolle als Sündenbock, verteidigte aber die damalige Entscheidung für eine Bewerbung ums Cupfinale als wirtschaftliche Notwendigkeit. Und ortete vielmehr eine Diskussion, die nicht "fair, sondern populistisch" geführt werde.

"Wir müssen endlich anschreiben"

Dass die Austria, budgetär klar die Nummer drei in Österreich, die Hälfte ihrer 24 Meisterschaftspartien in dieser Saison verloren hat, trug zusätzlich zur Anspannung bei. "Wir müssen natürlich endlich anschreiben, denn unsere Bilanz gerade im Frühjahr ist desaströs", sagte Kraetschmer. 2019 hat man nur gegen Aufsteiger Hartberg (4:2) gewonnen, "das ist natürlich viel zu wenig für die eigenen Ansprüche".

Unter Trainer Robert Ibertsberger hat die Austria in drei Ligaspielen (zweimal Sturm, Salzburg) noch nicht gepunktet. Die jüngste Niederlage war auch ein wenig unglücklich, wie alle Beteiligten einräumten. Denn die 10.150 Zuschauer sahen eine Partie, die der spätere Pechvogel Patrick Pentz so zusammenfasste: "Keine Chancen auf beiden Seiten, normal ist es ein 0:0."

Vierte Niederlage en suite

Weil der Tormann aber Jakob Jantschers Stanglpass ausließ und Sturms Sandi Lovric für seinen ersten Bundesligatreffer nur noch einschieben musste, kassierte die Austria die vierte Niederlage en suite. Zudem unterlagen die Wiener den Steirern zum zweiten Mal binnen kurzer Zeit mit 0:1. "Mein Fehler, ich muss mich bei der Mannschaft entschuldigen", erklärte Pentz. Er war aber nicht der Einzige, der bei seinen Kollegen "Entschlossenheit" und "Mut" vermisste. "Wir haben überhaupt keine Chancen und trauen uns nicht abzudrücken vorne. Hinten stehen wir gut", sagte Pentz.

"Schön langsam wird's eng", wusste auch Florian Klein. Der Austria-Kapitän sah die Sachlage etwas anders: "Wir haben das Spiel dominiert und uns auch Chancen mit guten Kombinationen herausgespielt", erklärte der Routinier. "Die Niederlage ist schon unglücklich, weil Sturm hier nicht wirklich auf drei Punkte aus war. Das hat man gemerkt, aber sie sind mit keiner Chance in Führung gegangen."

Sturm hält den Ball flach

Die Steirer wollten den ersten Sieg in der Meistergruppe samt Vorstoß auf Rang drei richtig eingeordnet wissen. "Wenn man drei Punkte aus Wien mitnimmt gegen die Austria, ist es sehr positiv", sagte Kapitän Stefan Hierländer, "es ist ein gewonnenes Spiel, aber mehr nicht."

Die Kritik der vergangenen Tage nach dem verpatzten Auftakt gegen St. Pölten (0:1) habe sich die Mannschaft zu Herzen genommen. "Wir wollten eine Reaktion zeigen, das ist uns phasenweise gelungen." Roman Mählich wähnte sich als "der glückliche Sieger". Er war mit der Mannschaftsleistung nur phasenweise zufrieden. "Es gibt keinen Grund zu großer Euphorie, es war ein normales Fußballspiel." (APA, 8.4.2019)