Foto: guido gluschitsch

Ich bin so angefressen. Nicht nur angegessen, auch echt angefressen. Weil die Kollegin, die Franziska Zoidl, hat ihr Versprechen nicht gehalten. Nach dem Marathon, meinte sie, würde sie bei der Verkostung der neuen Veggie-Produkte von McDonald's so richtig reinhauen. Einen neuen Rekord hat sie aber nur beim Laufen aufgestellt.

Beim Futtern hat sie voll ausgelassen. Ein Burger und ein Salat. Also habe ich im Höllentempo einen Burger und einen Wrap verzwickt. Da sind wir kalorienrechnerisch schon jenseits des Tausenders. 560 Kilokalorien packt allein der Burger. Beim Wrap, der eingedrehten Palatschinke, welche die Kalorien zwischen Salatblättern zu verstecken versucht, werden es nicht weniger sein.

Das ist er, der neue fleischlose Burger. Bei uns nicht fürs Foto fesch zusammengerichtet, sondern so fotografiert, wie wir ihn bekommen haben.
Foto: guido gluschitsch

130 Gramm. Das ist das Rohgewicht des neuen Gemüse-Patty, den McDonald's nun in ganz Österreich einführt. Richtig, der Patty wurde in Österreich und für Österreich entwickelt. Etwa neun Monate dauerte das. Eine ziemliche Prozedur, erklärt Marion Hohenecker, Marketing Head McDonald's, weil die Produzenten und die Qualität und die Mengen und die Abläufe ganz genau koordiniert werden müssen, um ja permanent den gleichen Burger liefern zu können. Die 130 Gramm sind übrigens kein Zufallswert. "Damit gehen wir ganz konkret auf den Wunsch unserer Gäste nach einem Patty mit richtig viel Gemüse ein", erklärt Marion Hohenecker. Viel Gemüse also.

Marion Hohenecker und Wilhelm Baldia, Marketing-Leiterin und Pressesprecher von McDonald's in Österreich.
Foto: Guido Gluschitsch

"Knackige Karotten, Pastinaken, Erbsen, Brokkoli, Zwiebel und Paprika" klebt McDonald's zusammen. Aber keine Sorge, bis der Patty im Wrap oder Burger ist, ist das Knackige der Karotten schon lange weg, und der Patty ist, wie man sich das vorstellt: innen weich, außen knusprig. Die Panade peppen Sonnenblumen- und Kürbiskernstücke auf.

Eingeschlafene Zähne

Gut, die Konsistenz von einem Burger auch ohne Fleisch hinzukriegen, ohne dass einem die Zähne einschlafen, das ist jetzt nicht so die große Kunst. Am Geschmack vegetarischer und veganer Burger probieren sich derzeit aber gerade viele Köche. Das beginnt bei der direkten Konkurrenz Burger King, die nicht nur einen Veggie-Burger hat, sondern in Amerika gerade mit einem neuen Patty für begeisterte Vegetarier sorgt. Und das endet bei schicken und frommen Fastfoodrestaurants wie der österreichischen Swing Kitchen.

Der Wrap wird wohl auch nicht viel weniger Kalorien als der Burger haben.
Foto: Guido Gluschitsch

Bei McDonald's macht man nicht so ein großes Brimborium um den Veggie-Burger und eine Öko-Philosophie. Klar, man versucht weniger Plastik zu verwenden – derzeit arbeitet man daran, die Salate an Kartonteller zu gewöhnen – aber im Grunde ist der McDonald's auch mit der neuen Linie immer noch der gute alte Schachtelwirt – mit anpatzen – sich beim Essen, nicht sich gegenseitig mit Vorwürfen und Beleidigungen – bucklert sitzen und beim Trinken schlürfen dürfen. Die unnötigen Röhrln, ein ganz besonderer ökologischer Unsinn, die gibt es immer noch. Aber es wird ja niemand gezwungen, diese zu verwenden. Wie man auch niemanden zwingt, die Veggie-Burger zu essen.

Weniger Plastik ist eine gute Idee, die man bei McDonald's vorantreiben will. Noch gelingt das nicht perfekt.
Foto: Guido Gluschitsch

"Unser neues Veggie-Sortiment ist nicht nur für Vegetarier ansprechend, sondern für alle Gäste", erklärt Marion Hohenecker. Den Anteil von Veggie-Kunden und wie sich dieser mit den neuen Produkten entwickeln soll, mag sie im Detail aber nicht verraten. "Wir werden wachsen", erwartet Unternehmenssprecher Wilhelm Baldia, "und klar machen die Burger mit Fleisch-Patty den größeren Anteil aus." Also läge es nahe, den Veggie-Patty geschmacklich nahe an den Fleischbruder zu bringen. Und gelang das McDonald's?

Geschmacksbestimmend

Sie haben es nicht einmal versucht. Der Gemüse-Patty will nicht nach Fleisch schmecken, aber auch nicht nach einer bestimmten Gemüsesorte. Da drängen sich weder die Zwiebel noch die Karotten in den Vordergrund. Es ist eine feine, eine gelungene, aber halt auch keine besonders aufregende Mischung. Perfekt für den Massenmarkt. Dazu gibt es Tomaten, Käse, Salat und eine Ranch-Sauce – eine weiße Mischung aus Buttermilch oder Joghurt, Mayonnaise, Zwiebeln, Knoblauch, Kräutern. Viel Mayonnaise, nehmen wir an. Und Salz dürfte drinnen sein. Ordentlich Salz.

Ja, auch Influencer waren bei der Vorab-Verkostung.
Foto: Guido Gluschitsch

Denn eines hat sich seit meinem letzten Besuch vor gefühlten zwanzig Jahren auch mit dem Veggie-Burger rübergerettet. Eine halbe Stunde nach dem Essen hat man einen Durst, dass man einen Abstecher zum Hochstrahlbrunnen andenkt. Und ja, Zucker ist sicher auch brav im Burger. Allein die Brioche-Buns sind an der Schnittstelle so schön ankaramelisiert, dass man beim Reinbeißen die Zuckerrüben-Bauern fast jubeln hören kann.

Tischgespräche

Die Franziska, die jubelt nicht. Obwohl: Es schmeckt ihr. Vor allem der Salat. Aber sie ist abgelenkt. Sie folgt den Tischgesprächen der anderen Testesserinnen und -esser. Ganz vorsichtig, sodass es sonst niemand merkt, schüttelt sie den Kopf. Ich hör ja nur die Zuckerbauern tirilieren und immer deutlicher den Hochstrahlbrunnen rauschen. Meine Bitte, das Erlebte und Geschmeckte in einer Geschichte zusammenzufassen, stieß noch nicht auf fruchtbaren Boden, aber ich bearbeite sie weiter.

Und hier noch der Salat, den sich Franziska gegönnt hat.
Foto: Guido Gluschitsch

Ich bin übrigens immer noch angefressen. Weil man mich eines Vorurteils beraubt hat. Hinterrücks. Nicht nur, dass es bei Mäc D jetzt einen Burger gibt, der mir schmeckt, einen Wrap, mit dem ich mich, ohne aufzupassen, nicht anpatze, und einen Salat, von dem sogar die hagliche Kollegin schwärmt. Marion Hohenecker und Wilhelm Baldia haben mir erklärt, wie ich zu dem Burger komme, ohne dass ich mich an den neumodischen Bestellterminals anstellen und mich durch 20 Untermenüs surfen muss. Man braucht angeblich nur zur Budel gehen, bestellen, und darf dann sogar bar zahlen. Jetzt gibt nicht nur keinen Grund, nicht zum Schachtelwirt zu gehen, sondern sogar einen hinzugehen. Das müss ma nämlich ausprobieren. (Guido Gluschitsch, 9.4.2019)

Zweite Meinung:

Das, was es bei McDonald's bisher als vegetarische Alternative gab, ein Schnitzel aus Milchproteinen und Pflanzenfasern, ist ab sofort Geschichte. Es war Fleisch nämlich absurderweise zu ähnlich: "Das Feedback war: Wenn schon kein Fleisch, dann lieber eine gemüsigere Alternative", so Marion Hohenecker, Marketing-Chefin bei McDonald's.

Das Dressing für den Salat kommt nicht aus dem Großgebinde auf den Salat, sondern rinnt aus Einzelverpackungen.
Foto: Guido Gluschitsch

Allerdings sind auch die neuen Produkte nicht vegan, sondern nur vegetarisch. Sehr schade! In einem weiteren Schritt, hieß es auf Nachfrage, sei aber eine vegane Variante in den "nächsten Jahren" nicht ausgeschlossen. In anderen Ländern werden rein pflanzliche Burger bei McDonald's aber bereits getestet.

Mein Fazit: Der Burger schmeckt, wie ein vegetarischer Burger von Mc Donald's schmecken muss: ein bisschen süß, ein wenig letschert und im Abgang salzig. Gut ist, dass es auch in Fastfoodlokalen immer mehr Alternativen zum Fleischlaibchen gibt. Zum Burgeressen gehe ich aber weiter lieber in die Swing Kitchen. (Franziska Zoidl, 9.4.2019)