Lange Zeit ging man davon aus, dass die Waffen der weltberühmten Terrakotta-Armee bewusst vor Metallkorrosion geschützt worden waren. Aktuelle Untersuchungen zeigten allerdings, dem offenbar nicht so ist.

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Peking – Warum die mehr als 2.000 Jahre alten Bronzewaffen der weltberühmten Terrakotta-Armee Chinas bis heute so hervorragend erhalten sind, war lange Zeit den damaligen Techniken zum Schutz vor Korrosion zugerechnet worden. Eine aktuelle Analyse widerspricht nun allerdings dieser Theorie: Die Waffen der Ton-Krieger sind wahrscheinlich nicht dank der ausgefeilten Technik chinesischer Waffenschmiede so gut erhalten geblieben, sondern der natürlichen Umgebung, in der sie beigesetzt worden sind, berichten Wissenschafter im Fachjournal "Scientific Reports".

Weil Archäologen bei früheren Ausgrabungen Spuren von Chrom entdeckt hatten, wurde vermutet, dass die Waffenhersteller des ersten chinesischen Kaisers Qin Shihuang (260 bis 210 vor unserer Zeitrechnung) eine Methode zur Verhinderung von Metallkorrosion entwickelt hatten. Man hatte vermutet, dass eine Methode angewendet worden war, das dem sogenannten Chromatieren ähnelte, einem modernen Verfahren für den Schutz von Metallen vor Korrosion.

Verzierung statt Schutz

Bei den Chromspuren handle es sich tatsächlich stattdessen um Bestandteile von Lacken, mit denen etwa die Griffe der Waffen kunstvoll verziert wurden, schreiben die Forscher um Marcos Martinón-Torres von der Universität Cambridge (Großbritannien) nun. Die meisten Spuren sind demnach auf Teilen der Waffen zu finden, die mit längst zersetzten organischen Elementen wie Lanzenschäften und Schwertgriffen aus Holz oder Bambus verbunden waren.

"Offensichtlich ist der Lack die unbeabsichtigte Quelle des Chroms der Bronze – und keine uralte Anti-Rost-Behandlung", sagte Martinón-Torres. Für den guten Zustand der Bronzewaffen sei eher die Beschaffenheit des Bodens in der Region verantwortlich. Einen Effekt auf Zersetzungsprozesse haben zum Beispiel Faktoren wie der pH-Wert, der Anteil an organischen Materialien und die Durchlüftung.

Kaiserliche Leibgarde

Die 1974 von Bauern in der Nähe der Stadt Xi'an entdeckte Ton-Armee gehört zum Mausoleum von Kaiser Qin und gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe. Insgesamt wurden etwa 8.000 Figuren von Kriegern gefunden, die als Leibgarde den Kaiser auch nach dem Tod beschützen sollten. Die Krieger waren mit voll funktionsfähigen Bronzewaffen ausgerüstet. Dutzende Speere, Lanzen, Schwerter und bis zu 40.000 Pfeilspitzen wurden geborgen. (Red, APA, 8.4.2019)