Bei der Europameisterschaft 2017 erzielte Nina Burger für das österreichische Fußballnationalteam das erste Tor bei einem Großereignis.

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Aller Anfang ist schwer: Nina Burger (l.) im Dress von Neulengbach 2006, neben der damaligen Kapitänin Maria Gstoettner.

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Nach 53 Toren und 109 Länderspielen beendet Fußballerin Nina Burger ihre Nationalteam-Karriere.

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Nina Burger steht nicht gerne im Mittelpunkt. Beim Testspiel des Fußballnationalteams am Dienstag gegen die Olympiazweiten Schweden (19.10, ORF Sport+) ist dies unvermeidbar, die 31-Jährige wird ihr 109. und letztes Länderspiel bestreiten. Ebenso Bestmarke im österreichischen Fußballbund (ÖFB) wie ihre 53 Tore. Die einschlägigen Bestmarken bei den Männern halten Andreas Herzog mit 103 Spielen und Toni Polster mit 44 Toren.

"She is legend", verabschiedete sie der ÖFB am vergangenen Montag bei einer Pressekonferenz, in der Burger, inklusive der einen oder anderen Träne, das Ende ihrer internationalen Karriere verkündete. Eine Karriere, die am 1. September 2005 gegen England begann. "Ich bin gelaufen, gelaufen, gelaufen und habe selten einen Ball bekommen", erinnert sich die Stürmerin an ihr Teamdebüt vor fast 14 Jahren.

Einstieg bei den Burschen, Aufstieg bei den Frauen

Burger prägte und erlebte die Entwicklung des Frauenfußballs aus den Kinderschuhen hautnah mit: "Heute ist alles ein bisserl größer, nicht mehr minimalistisch. Mehr Zuschauer, mehr Professionalität. Heute haben wir alleine 14 Betreuer". Auch auf dem Spielfeld arbeitete sich die ÖFB-Elf schrittweise nach vorne. In Burgers Anfangszeit galt das Motto: Gegen große Teams nur nicht zu hoch verlieren. Mittlerweile wolle man mitspielen – dank Teamchef Dominik Thalhammer. 2011 wurde zudem das nationale Zentrum für Frauenfußball in St. Pölten eröffnet, die erste derartige Akademie in Österreich.

Bedingungen, von denen Burger zu ihrer Zeit nur träumen durfte. "Mit 13 Jahren wusste ich nicht einmal, dass es Frauenfußball gibt." Also spielte sie bei den Burschen mit. Als einziges Mädchen ligaweit beim SV Hausleiten, ihrem ersten Klub. Mit vier älteren Brüdern damals nichts Neues. "Da lernt man sich durchzusetzen. Das hat mir später geholfen". Via SV Langenrohr, ihrer ersten reinen Frauenmannschaft, schaffte sie den Sprung zum SV Neulengbach und ihren Durchbruch. Beim Ligaprimus feierte sie neun Meistertitel, sieben Cuptitel und wurde mit 253 Toren sechsmal in Folge Schützenkönigin.

Parallel absolvierte sie ab Dezember 2007 die Polizeischule und arbeitete Vollzeit. Auf Dauer eine hohe Belastung, zumal Burger noch dieses eine Ziel hatte: eine Endrunde mit dem Nationalteam.

EM als Highlight

Jahre später, am 18. Juli 2017, küsste sie ihre Faust und reckte den Finger triumphal in die Luft. Ein Gruß an ihre früh verstorbene Mutter.

Soeben hatte Burger für Österreich im ersten Spiel bei einer Europameisterschaft überhaupt das erste Tor geschossen. Das Sommermärchen sollte bis ins Halbfinale führen. "Einfach nur Emotionen", fasst Burger ihr Highlight zusammen. Das Tor, der Mannschaftsgeist, das Ambiente in den Niederlanden – der Lohn für all die Opfer.

Ab 0:33: Nina Burger erzielte bei der Europameisterschaft 2017 das erste Tor für das österreichische Fußballnationalteam bei einem Großereignis.
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Zwei Auslandsabenteuer

Denn Burger hatte sich 2014 für einen Schnitt entschieden, den Wechsel ins Ausland. "Um das Maximum rauszuholen." Bei Houston Dash in den USA wurde der Familienmensch ob der Entfernung zwar nicht glücklich, legte aber zumindest physisch zu. Danach wechselte sie zum SC Sand in die deutsche Bundesliga. "Das passte perfekt", zwei Pokalfinale inklusive.

"Nach der EM bekam ich Anfragen, aber mich hätte nur ein konkretes Angebot aus den Top 3 interessiert." Also blieb sie beim Verein im Südwesten des Nachbarlandes.

Zurück zum Herzensklub

Kleinere Verletzungen haben sie jedoch seither immer wieder eingeschränkt. "Und ich wollte nie Dinge mit nur 70 Prozent erledigen", sagt Burger zu einem Entschluss, den sie im März fasste. Im Sommer kehrt sie als Spielertrainerin zu ihrem Herzensklub Neulengbach zurück und wird auch wieder bei der Polizei arbeiten.

Das letzte Länderspiel in der BSFZ-Arena in Maria Enzersdorf will die Rekordfrau als Kapitänin vorher nochmals bewusst genießen. "Die Rekorde sehe ich als Bestätigung für kontinuierliche Arbeit. Aber ich hoffe, sie werden bald gebrochen." Ihre persönlichen Ziele? "In zehn Jahren wäre ich gerne im Fußball tätig und hätte eine Familie." Die Familie im Nationalteam wird sie jedenfalls vermissen. Oder wie Noch-Teamkollegin Sarah Zadrazil sagte: "Nina Burger war viele Jahre der Frauenfußball". (Andreas Gstaltmeyr, 9.4.2019)