Glas ist das Material, das neben Holz und medizinischem Silikon gerne für nachhaltiges Sexspielzeug verwendet wird.

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Keine Pommes-Packung, sondern ein Kondom von Einhorn. Das Berliner Unternehmen unterstützt ökologische und soziale Projekte.

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Spätestens dann, wenn sich die deutsche Stiftung Warentest mit dem Thema auseinandersetzt, ist klar: Dildo, Vibrator und Co sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Für Österreich gibt es zwar keine Daten zur Sextoy-Nutzung, wohl aber für Deutschland: So besitzt durchschnittlich jeder vierte Deutsche einer Umfrage zufolge ein Sexspielzeug. Die meisten von ihnen können auf Vibratoren (68 Prozent) oder Dildos (46 Prozent) zurückgreifen.

Die Umfrage stammt zwar aus dem Jahr 2016. Gut vorstellbar aber, dass sich da in den letzten Jahren einiges geändert hat, sprich der Anteil der Sexspielzeug-Nutzerinnen und -Nutzer weiter gestiegen ist. Dazu beigetragen haben in erster Linie Onlineshops wie Amorelie oder Eis, die ihre einschlägigen Produkte in Mainstream-Massenmedien offen bewerben.

Schadstoffe gefunden

Liebhaberinnen und Liebhaber dieser luststeigernden Hilfsmittel dürfte jedoch eine Meldung ebenjener Stiftung Warentest Anfang des Jahres aufgeschreckt haben. Denn fünf von 18 getesteten Vibratoren, Liebeskugeln und Penisringen seien stark mit Schadstoffen belastet, hieß es in der Februarausgabe der Fachzeitschrift "Test".

In den "mangelhaften" Produkten fanden die Tester zum Beispiel den Weichmacher DEHP, der die Fruchtbarkeit beeinträchtigen kann. Außerdem entdeckten sie Phenol, das im Verdacht steht, genetische Defekte zu verursachen, sowie Nickel, das Allergien auslösen kann. Ebenso konnten sie polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe nachweisen. Einige Vertreter dieser Schadstoffgruppe gelten als krebserregend.

Höheres Bewusstsein

Besonders kritisch ist, dass Sexspielzeug oft Kontakt mit Schleimhäuten hat. "Diese Gewebe sind meist gut durchblutet und können empfindlich sein", sagt Projektleiterin Sara Wagner-Leifhelm. "Schadstoffe haben deshalb in Sextoys nichts zu suchen." Bisher gebe es allerdings keine Schadstoffgrenzen speziell für Sexspielzeug.

Tatsächlich aber wächst auch in diesem Bereich das Bewusstsein für körper- und umweltverträgliche Produkte. Qualitativ hochwertiges Spielzeug, das beispielsweise ohne Verwendung giftiger oder zumindest fragwürdiger Materialien entstanden ist, ist auch in klassischen Sexshops zu finden. So heißt es bei Amorelie: "Die Nachfrage nach Öko-Sextoys, die ohne schädliche Chemikalien produziert werden und zu einer umweltbewussten Lebensweise passen, steigt stetig."

Naturmaterialien

Besonders hochwertige Toys sind mittlerweile auch wiederaufladbar – weniger Batterien bedeutet weniger Müll, ein klarer Vorteil für die Umwelt. Waren früher Gummi, Jelly und PVC die Materialien, die den Sextoy-Markt dominierten, ist es heute hautfreundliches medizinisches Silikon heißt es beim Online-Sexshop.

Beim Material setzen Hersteller auf altbekannte Werkstoffe, allen voran Glas und Holz. So gelten Glas- und Holzdildos als ökologisch unbedenkliche Sexspielzeuge, weil sie als Naturprodukte entweder biologisch abbaubar oder recycelbar sind – und außerdem leicht und mit jedem Gleitgel verträglich. Und ja, Letzteres gibt es auch schon in Bioqualität und vegan.

Gutes tun

Bewusster konsumieren, auch wenn es um die eigene Lust geht: Eine Entscheidung, der auch immer mehr vegane Kondomhersteller nachkommen wollen. Die Schweizer Unternehmerin Gabrielle Lods verzichtet bei ihrer Firma Green Condom Club auf den vielfach eingesetzten Weichmacher Kasein. Dieses von Milch abgeleitete Protein hinterlässt im Kondom zwar keine Spuren, allerdings ist das Produkt dadurch schon nicht mehr vegan. Vegane Kondome verzichten auf Kasein in der Verarbeitung und verwenden stattdessen pflanzliche Stoffe: Der Hersteller Glyde beispielsweise setzt einen Distelextrakt ein, der dieselben Aufgaben erfüllt.

Mit unter anderem nachhaltigen Kondomen versorgt auch das Berliner Start-up Einhorn seine Kunden. Dort gibt es zum "Untenrum-Angebot" auch Informationen über Herkunft, Produktion und Transport der Produkte. Obendrein lassen sich von der Firma unterstützte ökologische und soziale Projekte einsehen. (red, 23.4.2019)