"Das Thema Fahrrad begleitet mich so gut wie mein ganzes Leben lang. Ich kann mich bestens an meine Kindheit im Gemeindebau im 23. Bezirk erinnern, an die ersten Meter, die ich noch mit Stützrädern zurücklegte, und an das Gefühl des Stolzes und der Dankbarkeit, als diese abmontiert wurden. Bis heute rieche ich das Öl der Fahrradketten und den Gummi des Fahrradschlauches, den wir dann und wann flicken mussten.

In meiner Jugendzeit war ich bei jedem Wetter mit dem Fahrrad unterwegs, sogar bei Schneefall. Zu jener Zeit habe ich auch mein erstes Strafmandat von einem Polizisten bekommen, weil ich ein Mädchen auf meinem Gepäckträger vom kirchlichen Jugendklub zu ihr nach Hause gebracht habe. Das Delikt lautete "Mitführen einer Person auf dem Fahrrad". Wäre ich nicht so frech zu dem Polizisten gewesen, hätte ich wohl keinen Strafzettel bekommen. Dieser befindet sich bis heute in meiner Dokumentenmappe.

Auf dem Dach des Stephansdoms ist Dompfarrer Toni Faber eher selten unterwegs. Mit dem unmotorisierten Zweirad fühlt sich der Geistliche seit seiner Jugend verbunden.
Foto: Katharina Gossow

Mittlerweile beschränke ich meine Fahrradaktivitäten auf die wärmere Jahreszeit, und ich freu mich, dass die Saison wieder begonnen hat. Es sind vor allem viele kurze innenstädtische Wege, die ich mit meinem Fahrrad zurücklege, hin und wieder geht sich auch ein Ausflug auf die Donauinsel aus.

Ich sehe das Fahrrad als rein praktisches Objekt, da gibt es keinerlei erotisches oder verehrendes Verhältnis, wie andere das leben, wobei ich den zunehmenden Boom des Fahrrads als Lifestyle-Ding durchaus begrüße. Es ist gut für die Stadt und für die Umwelt.

Ich hab schon vor Jahren gemeinsam mit dem damaligen Umweltminister Josef Pröll Fahrradinitiativen unterstützt und bei so mancher Pressekonferenz ein Fahrrad geschenkt bekommen. Ich wäre beinahe unter die Fahrradhändler gegangen, hab die Räder aber weitergeschenkt, wobei ich eines unserem Domdekan verkauft habe, der damit bei jedem Wetter unterwegs ist.

Zeitreise per Rad

Jetzt fahr ich ein schwarzes KTM-Fahrrad. Das liegt wohl daran, dass KTM-Räder vor 30, 40 Jahren als wahre Unikate galten und die meisten mit Puch unterwegs waren. Ich kann mich erinnern, wie stolz ich war, als ich das KTM-Rad meines Bruders vererbt bekam. Wahrscheinlich prägt einen so etwas, und mein aktuelles Fahrrad versetzt mich ein Stück weit in die Jugend zurück.

Im Gegensatz zu meinen Kaplänen ist mir übrigens noch kein Fahrrad gestohlen worden, aber das liegt wohl daran, dass ich es so gut wie immer mit in die Wohnung oder ins Büro trage.

In Sachen Stürze kann ich nur sagen, dass mein letzter schon eine ganze Weile her ist. Gott sei Dank. Als Jugendlicher hab ich allerdings legendäre Sterne gerissen und kam nicht selten mit blutigen Knien nach Hause. Einmal bin ich an einer Kreuzung mit den Radmuttern des Fahrrads an der Stoßstange eines VW-Käfers hängen geblieben worauf diese heruntergerissen wurde.

Es war nicht meine Schuld, dennoch war der Autofahrer, der mich geschnitten hatte, ganz schön böse mit mir. Als Erwachsener hat es mich zum letzten Mal mit den Rollerblades aufgepickt, auf gut Wienerisch gesagt." (Michael Hausenblas, RONDO, 15.4.2019)