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Die Sterne in Amazons Newsletter-Horoskop raten völlig überraschend dazu, Amazon-Produkte zu kaufen.

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"Erforschen sie diesen Monat ihre Möglichkeiten, aber verpflichten sie sich nicht. Der Frühling liegt in der Luft und die Welt erscheint größer und freundlicher wie schon lange nicht mehr und Sie wollen alles sehen und erleben. Halten sie ihren Körper gesund, ihr Immunsystem stark und ihre Haut geschmeidig mit Amazon Elements und Amazons neuer Hautpflegereihe Belei, wenn sie neue Menschen treffen und zu neuen Abenteuern aufbrechen."

Mit diesen Zeilen entlässt der IT-Handelsriese Amazon Menschen des Sternzeichens Krebs in den April. Das Unternehmen hat nämlich einen Marketingkanal entdeckt: Horoskope.

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Horoskop mit Produktlinks

Die an der Sternenkonstellation bei der eigenen Geburt orientierte Zukunftsberatung gilt in wissenschaftlicher Hinsicht als Nonsens, darauf basierende Dienstleistungen erfreuen sich aber dennoch hoher Beliebtheit. So strahlt etwa der reichweitenstarke ORF-Radiosender Ö3 seit über 25 Jahren die Sendung "Sternstunden" aus. Die Österreichische Wirtschaftskammer pflegt einen eigenen Berufsgruppenverband für Astrologie und veranstaltet auch einen jährlichen "Tag der Astrologie".

Ganz so alt ist Amazons bizarres Shoppinghoroskop nicht. Es startete – bislang von der breiteren Öffentlichkeit unbemerkt – vor drei Monaten und ist auch Teil des "Insider"-Newsletters, schreibt Fast Company. Einige Adressaten der Rundmail haben derweil auch schon verdutzt auf die Verquickung von Marketing und Astrologie reagiert. "Habe heute meine E-Mails gelesen, gesehen, dass mir Amazon Prime ein Horoskop geschickt hat und meine Seele wurde mit Gewalt von meinem Körper abgestoßen", schreibt eine Empfängerin auf Twitter.

Lukrativer Markt, unbrauchbare Methode

Der Markt scheint jedenfalls lukrativ zu sein. Alleine in den USA wurden im vergangenen Jahr rund 2,2 Milliarden Dollar für "mystische Dienstleistungen" ausgegeben. Und auch einige Start-ups beackern das Feld mittlerweile und stoßen auf reges Interesse von Investoren. Die im März gegründete Firma Sanctuary, eine Art Marktplatz für Astrologen, erhielt erst kürzlich eine Finanzspritze in Höhe von 1,5 Millionen Dollar und hat unter anderem auch Investment-Veteranen und eine der ersten Mitarbeiterinnen von Snapchat an Bord.

Diese Dienste richten sich allerdings an Leute, die "spirituelle" Beratung in irgendeiner Form suchen. Während sie an die bestimmende Macht der Sterne glauben, sind Horoskope für andere bloße Unterhaltung. Aus diesem Grund denkt man bei Fast Company auch nicht, dass Amazons eigene Variante maßgeblich die Verkäufe ankurbeln kann, weil man dort "weder das Publikum, noch die Praxis versteht". (gpi, 09.04.2019)