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Online-Einzelhändler wie Amazon oder die chinesischen Mitbewerber Alibaba und JD setzen immer stärker auf physische Filialen. "Online-Händler erfinden den Handel neu", sagte der Handelsberater Wijnand Jongen am Dienstag beim Handelskolloquium in Wien.

Um die Veränderungen im Einzelhandel zu sehen, müsse man nach China blicken, empfahl Jongen den anwesenden heimischen Handelsmanagern. Chinesische Kunden könnten etwa vor Ort im Shop Details zur Herkunft der Produkte abrufen. In den Läden seien auch sogenannte "Picker" unterwegs, die Artikel für Online-Bestellungen einsammeln würden. Auch würden die Waren besonders inszeniert und präsentiert.

"Ende des Online-Shoppings"

Jongen und der Geschäftsführer des Handelsverbandes, Rainer Will, haben kürzlich ein Buch zu den Umwälzungen im Handel veröffentlicht. Sie prognostizieren "ein Ende des Online-Shoppings", weil die Konsumenten künftig immer stärker vernetzt einkaufen. Voice Commerce – etwa Bestellen über Amazon Alexa – und Chatbots seien auf dem Vormarsch. Automatisierung und Roboter würden die Arbeit in den Lagerhallen der Händler stark verändern. Gleichzeitig steige die Marktmacht globaler Techkonzerne wie Amazon, Google und Facebook. Jongen und Will fordern in ihrem Buch vonseiten der Politik, Mut für einen "New Digital Deal" aufzubringen.

Whole Foods

Amazon verkauft in seinen physischen Shops in den USA nur die umsatzstärksten Artikel, der Rest kann online bestellt werden. Der US-amerikanische Online-Händler hat im Jahr 2017 die weltweit größte Biomarktsupermarktkette Whole Foods gekauft. Amazon habe Whole Foods gekauft, um Know-how im Bereich frische Lebensmittel zu bekommen, sagte Nordal Cavadini, Partner bei Oliver Wyman, beim Handelskolloquium. "Die Geschichte kann sich wiederholen." Amazon könnte etwa eine große globale Lebensmittelkette kaufen und wäre dann auch als großer stationärer Händler weltweit präsent.

Der Berater empfiehlt den heimischen Lebensmittelhändlern, stark auf frische Lebensmittel zu setzen. Frische Produkte und insbesondere Obst und Gemüse würden eine Differenzierungschance in einem kompetitiven Markt bieten. Dies würde sich positiv auf die Kundenfrequenz und die Warenkorbumsätze auswirken. Auch auf die Inszenierung der Ware dürften die Händler nicht vergessen. (APA, 9.4. 2019)