IWF-Chefin Lagarde im Rampenlicht: Bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank kommen diese Woche Finanzminister und Notenbankchefs in Washington zusammen.

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Washington – Was waren das für Signale in den letzten Monaten! Der Boom in China ist zu Ende, Deutschland schrammt im zweiten Halbjahr 2019 haarscharf an der Rezession vorbei, der von den USA angezettelte Handelsstreit versetzt die Industrie in Panik, und Brexit wie diverse Schwellenländerturbulenzen von der Türkei bis Argentinien geben der globalen Konjunktur den Rest. Das äußerte sich zuletzt in immer rascher und tiefer purzelnden Prognosen. Doch damit könnte bald Schluss sein.

In den letzten Wochen häuften sich die Signale, dass die Konjunktur lediglich eine Verschnaufpause einlegt. Möglicherweise ist sie schon wieder in die Gänge gekommen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) jedenfalls stellt in seiner neuen Prognose fest, dass die Schwellenländer bereits Ende des Vorjahres und die Industriestaaten mit Beginn 2019 die Talsohle der konjunkturellen Topografie durchschritten haben.

Der Abschwung wird sich zwar in Form eine Prognoserevision von 0,4 Prozentpunkten auf 3,3 Prozent Wachstum heuer niederschlagen, doch eigentlich geht es schon wieder aufwärts. Vor allem im zweiten Halbjahr sollten Impulse in China und frischer Wind in der Eurozone die Weltwirtschaft anschieben. Sie wird ihr Tempo 2020 dann auf 3,6 Prozent im Jahr 2020 beschleunigen, glaubt der IWF.

Schnelleres Wachstum in Österreich

Was Europa anbelangt, steht der Fonds nicht allein da. In den letzten Tagen deuteten mehrere Indikatoren darauf hin, dass die Eurozone schwächelt, aber nicht in eine echte Krise stürzen dürfte. Darauf hat schon das April-Ergebnis des Sentix-Indizes hingewiesen, der als Frühindikator für die Konjunktur gilt.

Österreich kommt laut IWF gut weg. Während sich das Wachstum in der Eurozone heuer auf 1,3 Prozent verlangsamen wird, soll die Wirtschaft hierzulande immer noch um satte zwei Prozent wachsen. Allerdings hält die Verlangsamung der Konjunktur in Österreich mit einem Rückgang auf 1,7 Prozent plus im kommenden Jahr an, während die Währungsunion auf 1,6 Prozent zulegen wird.

Der IWF schreibt in seinem World Economic Outlook selbst, dass dieses Szenario für die Weltwirtschaft stark beeinträchtigt werden kann. Als eines der großen Risiken sieht er eine Verschärfung des Handelsstreits. Auch ein neuerliches Aufflackern der Eurokrise wegen der Verschuldung und Stagnation in Italien würde die Entwicklung verändern. Eine weitere Gefahr sieht der Fonds in einem No-Deal-Brexit-Szenario.

Rezession bei No-Deal-Brexit

Unter der Annahme, dass sich das Vereinigte Königreich und die EU noch bis Jahresende auf einen geordneten Brexit einigen, geht der Währungsfonds davon aus, dass die britische Wirtschaft zwar schwach, aber immerhin sowohl heuer als auch 2020 wachsen wird. Im kommenden Jahr würde die Wirtschaftsleistung um 1,4 Prozent zulegen.

Sollte es aber zu einem No-Deal-Brexit kommen, würde die britische Wirtschaft darunter stark leiden. Das Wachstum im Jahr 2021 wäre in diesem Szenario um 3,5 Prozentpunkte niedriger als im Fall eines geregelten Brexits. Großbritannien würde also mit hoher Wahrscheinlichkeit in eine Rezession stürzen. (Andreas Schnauder, 9.4.2019)