Marc und Miriam Egli.

Foto: ZVG
"MarZ: Tactical Base Defense"
"MarZ: Tactical Base Defense"
"MarZ: Tactical Base Defense"
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"MarZ: Tactical Base Defense"
"MarZ: Tactical Base Defense"
"MarZ: Tactical Base Defense"
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"MarZ: Tactical Base Defense"

Wenn Marc und Miriam Egli über ihr Spiel reden, funkelt es in ihren Augen. Der Stolz ist groß, das merkt man dem Schweizer und der Deutschen an, die seit mehr als zehn Jahren in Wien leben. Mit "MarZ: Tactical Base Defense" hat das Ehepaar kürzlich ein Indiegame veröffentlicht, das bei Spielern auf großen Anklang stößt. Vier Jahre lang haben die beiden größtenteils zu zweit an dem Projekt gearbeitet. In den letzten zwei Monaten vor dem Release sogar am Wochenende. "Wir haben aufgehört, die Stunden zu zählen", merkt Miriam Egli im Gespräch mit dem STANDARD schmunzelnd an.

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Fans von Strategie- und Tower-Defense-Games

Dass sie die nächsten vier Jahre ihrem Mann täglich an einem Schreibtisch im 20. Wiener Gemeindebezirk gegenübersitzen wird, hätte sich die 33-Jährige 2014 nicht gedacht. Als Fans von Strategie- und Tower-Defense-Games bestand bei ihnen schon länger der Wunsch, doch einfach mal ein Spiel zu entwickeln. Was anfangs noch ein Hobbyprojekt war, wurde nach einer Weile zu einem Vollzeitjob. Das Feedback der Spieler hatte die beiden ermutigt, ihre gesamte Energie in "MarZ: Tactical Base Defense" zu stecken. Selbst wenn es angesichts der Rahmenbedingungen ein durchaus risikoreiches Unterfangen war.

Programmierung komplett selbst beigebracht

Als 3D-Designer bei Rabcat hatte Marc Egli zwar Erfahrung mit der Gestaltung von Games, nicht aber mit der Programmierung. "Ich habe mir das größtenteils mithilfe des Internets selber beigebracht", erzählt er dem STANDARD. Auch für Miriam Egli war es ein beruflicher Neustart. Als gelernte Architektin musste sie sich auch erst einmal mit der Entwicklung von Games auseinandersetzen. Der Wille versetzt bekanntermaßen Berge, also fingen die beiden an, hauptberuflich an dem Spiel zu arbeiten. Marc kümmerte sich um die Programmierung und das 3D-Design, Miriam setzte sich mit dem Gamedesign, User-Interface, dem Balancing und Projektmanagement auseinander.

Wenig Geld und viel Verzicht

Finanziert wurde die mehrjährige Entwicklungszeit durch persönliche Ersparnisse, Familie, kleinere Auftragsarbeiten und Verzicht. Größere Urlaube waren in den vergangenen Jahren kein Thema, stattdessen wurde mit dem eigenen VW-Bus gereist und die spärliche Freizeit auf dem Campingplatz oder auf Spielemessen verbracht. Kurzurlaub in Österreich war in den vergangenen zwei Monaten trotzdem kein Thema. Jede Sekunde wurde von der Wahlwienerin und dem Wahlwiener in das Game gesteckt. Vor der sogenannten Crunch-Time sind somit nicht einmal Zwei-Personen-Entwickler gefeit.

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Niemals ans Aufgeben gedacht

Aufgeben war aber trotzdem nie ein Thema. "Daran haben wir nicht gedacht. Es war aber schon eine Achterbahnfahrt mit Tiefen", erzählt Miriam Egli. Die Reaktionen der Spieler ließen die beiden weitermachen. "Als wir 2017 'MarZ: Tactical Base Defense' auf Steam als Early-Access-Game veröffentlicht haben, haben wir sehr viel positives Feedback bekommen. Das hat echt gutgetan", schildert Marc Egli weiter. Auch die tatkräftige Unterstützung der Ex-Kollegen von Rabcat half dabei, die Moral hoch zu halten und weiter an dem Game zu arbeiten.

Bislang positive Resonanz

Vier Jahre nach der Idee ist das Spiel nun auf Steam in einer ersten Version erschienen. 145 Bewertungen hat das Game aus Wien bereits angesammelt. 76 Prozent davon sind positiv. Mit dem Spiel abgeschlossen haben Marc und Miriam Egli aber noch lange nicht. Nun gilt es auf das Feedback der Spieler zu reagieren und Bugs auszumerzen. Ein paar User beklagen, dass das Game aktuell zu schwierig ist. Den knackigen Schwierigkeitsgrad will man allerdings beibehalten, und außerdem gibt es ja ohnehin einen Easy-Mode. Generell ist das Feedback der Nutzer aber sehr gut.

Das große Geld wird nicht erwartet

Trotz der positiven Resonanz erwartet sich das Paar nicht das große Geld. Die beiden hoffen aber sehr wohl, dass sich ihr Game zumindest so gut verkauft, dass man die nächsten ein bis zwei Jahre weiterhin an "MarZ: Tactical Base Defense" oder vielleicht sogar an einem anderen Projekt arbeiten kann. "Hauptsache, man kann weitermachen", sagt Marc Egli. Förderungen oder staatliche finanzielle Unterstützung hat das Indie-Studio übrigens während der vierjährigen Entwicklung nicht erhalten. "Es braucht einen großen Entwickler mit hunderten Mitarbeitern, damit die heimische Politik das Potenzial von Videospielen erkennt", erzählt er weiter.

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Keine Belastungsprobe für die Beziehung

Trotz der widrigen Umstände für die heimische Games-Branche wollen Marc und Miriam Egli weiterhin in Wien bleiben und entwickeln. "Es ist unsere absolute Wahlstadt. Wir lieben Wien", betont die gebürtige Deutsche. Eine Belastungsprobe waren die vergangenen vier Jahre für das Ehepaar zuletzt nicht. "Wir haben uns verhältnismäßig normal oft gestritten. Ich glaube eher, dass das Spiel der Beziehung gutgetan hat, weil so ein gemeinsames Projekt einfach extrem festigt", so Miriam Egli. (Daniel Koller, 14.4.2019)